Weitere Studie in der Schweiz

Legal kiffen: Cannabis aus der Apotheke

, Uhr
Berlin -

Während die Abgabe von Genusscannabis in Fachgeschäften oder gar Apotheken in Deutschland nicht erlaubt werden kann, startet in der Schweiz demnächst ein weiteres Projekt zum Verkauf der Droge zum legalen Kiffen. Eine Studie an den Universitäten Bern und Luzern will nun untersuchen, welche gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen der regulierte Verkauf hat. Eingebunden sind hier für die Abgabe ausgewählte Apotheken. Gesucht werden derzeit unter anderem 250 volljährige regelmäßige Konsument:innen aus Luzern.

Wie unter anderem das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtet, kommt zu den bisherigen Cannabis-Projekten, wie zum Beispiel in den Städten Bern, Biel und Zürich, nun auch Luzern hinzu. Testweise gibt es hier dann in drei Apotheken der Stadt Cannabis-Produkte. Welche Apotheken das sind, könne aus Sicherheits- und Datenschutzgründen nicht gesagt werden, so der Leiter der Abteilung Alter und Gesundheit der Stadt Luzern, Paolo Hendry, auf Anfrage des SRF.

In Luzern (wie auch in Bern) geht es um die konkreten gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen eines regulierten Verkaufs. „Die Regulierung des Kaufs könnte ein Ansatz sein, um einem problematischen Cannabiskonsum auch in Luzern entgegenzutreten“, so Dr. Christian Studer, Studienarzt am Standort Luzern und Hausarzt, in einer Mitteilung der Stadt. „Die Resultate schaffen eine Diskussionsgrundlage für eine künftige Regulierung von Cannabis.“

Wer mindestens 18 Jahre alt ist, seit mindestens einem Jahr in Luzern wohne und bereits regelmäßig Cannabis konsumiere, könne an der Studie der Universitäten teilnehmen. Für maximal zwei Jahre können die Teilnehmenden dann legal Cannabis in den drei Apotheken beziehen, dieses wird extra für die Studie produziert, in Laboren getestet und neutral verpackt. Es handelt sich Laut Sender um Blüten, Harz (Haschisch), E-Flüssigkeiten und Tinkturen, die hier abgegeben werden. Seit gestern können sich Interessierte auf der Studienwebseite registrieren, schreibt die Stadt Luzern. Die Teilnahme an dieser Studie beruhe auf einem überwiesenen parlamentarischen Vorstoß aus dem Jahr 2016, heißt es weiter.

In Bern bereits gestartet

In der schweizerischen Hauptstadt Bern startete in der vergangenen Woche ebenfalls ein Projekt. Hier kritisierten die Teilnehmenden jedoch die Preise, hieß es laut Medienberichten. Diese seien zweieinhalbmal höher als auf dem Schwarzmarkt. Das Interesse war groß: 900 Interessierte meldeten sich auf die Ausschreibung, 700 Personen wurden ausgewählt. Der Konsum solle so nicht gefördert werden, sondern durch die Beratung durch geschultes Apothekenpersonal optimiert werden. Beide Projekte sind an den Universitäten Bern und Luzern angesiedelt.

Andere Projekte in Stadt und Kanton Zürich

An einem anderen Projekt des Kantons Zürich nehmen 7500 Personen teil. Das über fünf Jahre laufende Projekt, mit einem Forschungsbudget von rund 1,5 Millionen Franken wird durch Spenden finanziert. Für die an der Universität Zürich und der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) angesiedelten Studie ist der Verein Swiss Cannabis Research verantwortlich. Er wolle untersuchen lassen, ob sich legales Cannabis positiv auf Gesundheit und Bildungsverlauf auswirkt oder ob die einfache Zugänglichkeit den Konsum erhöht.

Abgegeben wird Cannabis hierbei aber nur an zwei von drei Studiengruppen. Die dritte bezieht weiterhin illegal Cannabis. So sollen entsprechende Vergleichsergebnisse gezogen werden können. Teilnehmende aus dem Kanton sollen ab Mai in Fachgeschäften und Apotheken Cannabis beziehen, der Aufnahmeprozess beginne aber gerade erst, so das SRF.

Auch die Stadt Zürich startete 2023 eine Pilotstudie. Im Rahmen von „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“ werden ebenfalls Cannabis-Produkte kontrolliert verkauft, unter anderem in neun Apotheken. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und derzeit nehmen knapp 2000 Personen teil. Beide Zürcher Studien laufen unabhängig voneinander.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte