Seit Jahren steckt Venezuela in einer wirtschaftlichen und politischen Krise. Seit einigen Monaten spitzt sich die Situation zu. Über dem Land kreisen die Pleitegeier. Eine extrem hohe Inflation belastet die Bürger. Vor Supermärkten und Apotheken bilden sich lange Warteschlangen, wie die taz berichtet. Doch die Regale sind wie leergefegt.
Rund 80 Prozent der nötigen Arzneimittel sollen nach Angaben des nationalen Pharmaverbandes nicht mehr zu haben sein, berichtet die Tageszeitung. Antibiotika und Impfstoffe seien so gut wie nicht mehr zu bekommen. Zudem treibe die Inflation die Preise für Arzneimittel und Gesundheitsdienstleistungen massiv in die Höhe, heißt es in einem Report des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Global Data. Demnach lag der durchschnittliche Preis für Medikamente bereits im vergangenen Jahr bei rund 21,95 Dollar. Das ist dem Report zufolge der höchste Preis in ganz Lateinamerika. Die leeren Regale in den Apotheken würden die Preise auf dem Schwarzmarkt in die Höhe treiben.
Ein Grund für den Mangel: Venezuela ist auf Medikamente- und Nahrungsmittelimporte angewiesen. Um ihre Schulden bedienen zu können, soll die Regierung allerdings seit Jahren die Ausgaben für die Importe drosseln. Wurden 2012 noch Waren im Wert von 70 Milliarden Dollar eingeführt, waren es laut dem Bericht bis Jahresende nur noch Waren für rund 12,5 Milliarden Dollar. Die Zahlen sollen von der unabhängigen venezolanischen Agentur Ecoanalítica stammen.
Um einen Bankrott zu verhindern, hat die Regierung des hoch verschuldeten Landes zuletzt doch noch fällige Verbindlichkeiten bezahlt und stieß damit auf Kritik. „Mit der jetzigen Zahlung der Schulden wird die soziale Schuld nicht getilgt, die gegenüber einer verhungernden Bevölkerung besteht, die von Krankheiten heimgesucht wird und ohne Hoffnung ist“, wird der Oppositionsabgeordnete José Guerra auf taz.de zitiert. Bis Ende 2018 müssen nach Recherche der Zeitung rund sagenhafte 13 Milliarden Dollar aufgebracht werden, um Kredite und Zinsen zurückzuzahlen.
Die neuerliche Zuspitzung der Krise soll unter anderem aus den Sanktionen, die die USA vor einigen Monaten gegen Venezuela verhängt hatte, resultieren. US-Präsident Donald Trump untersagte den Handel mit neuen venezolanischen Staatsanleihen und schränkte außerdem Geschäfte mit venezolanischen Firmen und Privatpersonen ein. Von den Sanktionen sind auch die Ölverkäufe betroffen, die für rund 90 Prozent der Deviseneinnahmen Venezuelas sorgen.
Die schwere Wirtschaftskrise macht den Alltag für viele Venezolaner so zu einem Überlebenskampf. Neben fehlenden Medikamenten müssen Venezolaner Medienberichten zufolge in langen Schlangen vor Supermärkten anstehen, um Nahrungsmittel und Artikel des täglichen Bedarfs wie Toilettenpapier oder Windeln zu bekommen. Die hohe Inflation tut ihr Übriges.
Medienberichten zufolge will Venezuela mit seinen Gläubigern Mitte November über eine Umschuldung verhandeln. Vize-Präsident Tareck El Aissami soll im Staatsfernsehen verkündet haben, dass die Regierung die ausländischen Gläubiger zu einem Treffen am 13. November in der Hauptstadt Caracas eingeladen habe. Währenddessen droht der Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten sich in eine humanitäre Katastrophe zu verwandeln. Wann sich die Regale der Apotheken wieder füllen, ist nicht absehbar.
APOTHEKE ADHOC Debatte