Kyrillisch macht Pharmafirmen zu schaffen Patrick Hollstein, 26.11.2008 14:45 Uhr
In Bulgarien könnte es den Pharmafirmen zufolge ab Januar zu Lieferprobleme für einige Arzneimittel kommen. Denn ab kommendem Jahr müssen neben den Umverpackungen für Medikamente auch die Blister selbst mit dem Produktnamen in kyrillischer Schreibweise versehen sein. Bislang gilt diese Verpflichtung nur für die so genannten Sekundärverpackungen sowie Beipackzettel.
Für die internationalen Pharmakonzerne sei Bulgarien ein vergleichsweise kleiner Markt, bei dem zusätzlich mit erheblichen Absatzrisiken gerechnet werden müsse, so ein Sprecher des Pharmaverbandes gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Produktion spezieller Blister rechne sich daher nur in den seltensten Fällen. Hinzu komme, dass nur die wenigsten Markennamen auch in kyrillischer Schreibweise markenrechtlich geschützt seien.
Weil die Markennamen jedoch Teil der Zulassung sind, käme auf die Hersteller ein erheblicher bürokratischer Aufwand zu, sollte die Regierung an ihren Plänen festhalten. Zahlreiche Firmen haben offenbar in der Hoffnung auf eine Einigung mit dem Gesundheitsministerium seit Jahresbeginn die geforderten Vorbereitungen aufgeschoben; für rund ein Drittel der Arzneimittel müssten die entsprechenden Änderungsantrag erst noch gestellt werden - nach Ansicht der Hersteller auch für die Aufsichtsbehörden ein nicht lösbares Problem.
Die Hersteller hoffen nun, das Ministerium in Gesprächen dazu bewegen zu können, dass die Firmen selbst über die Kennzeichnung der Blister entscheiden. Anderenfalls würden die Konzerne die Einfuhr seltener oder niedrigpreisiger Produkte stoppen, so der Sprecher. Denn Chargen, die nach dem Jahreswechsel nicht entsprechend der neuen Vorschriften in Verkehr gebracht würden, seien illegal. Dagegen dürfen in den Apotheken alte Chargen noch ein Jahr lang abverkauft werden.
Das kyrillische Alphabet war im 10. Jahrhundert auf der Basis der griechischen Buchstaben sowie eines Alphabets der beiden christlichen Missionare Kyrill und Method in Bulgarien entstanden. Heute werden neben Bulgarisch unter anderem Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch sowie Serbisch und Mazedonisch mit kyrillischen Zeichen geschrieben.