Pharmakonzerne

Korruptionsverdacht: Novartis wird zum Politikum

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Berlin -

Mit Rechtshilfeersuchen an die Schweiz wollen sowohl Griechenland als auch die USA Klarheit in die Korruptionsaffäre um Novartis bringen. Der Schweizer Pharmakonzern steht unter Verdacht, die Medikamentenpreise in Griechenland über Jahre hinweg manipuliert zu haben. Der Schaden für den Staat soll im Laufe der vergangenen 15 Jahre auf bis zu 23 Milliarden Euro gewachsen sein.

Die Ermittlungen sowohl der griechischen Justiz als auch der US-Bundespolizei FBI sollen durch Whistleblower ausgelöst worden sein. In den entsprechenden Unterlagen, die unter anderem dem Nachrichtenmagazin Spiegel zugespielt wurden, finden sich zahlreiche Aussagen anonymer Zeugen. Darin werden die angeblichen Bestechungspraktiken von Novartis und der Konzerntochter Sandoz beschrieben.

Um eine beschleunigte Marktzulassung der eigenen Arzneimittel zulasten der Konkurrenz zu erhalten, soll Novartis zwischen 2006 und 2015 Ärzte, Beamte sowie amtierende Politiker mit Schmiergeldern in einer Größenordnung von insgesamt 50 Millionen Euro bestochen haben.

In der vergangenen Woche hatte das Handelsblatt berichtet, dass Novartis jetzt eigene Ermittlungen eingeleitet habe und mit den griechischen Behörden kooperieren wolle. Der Pharmakonzern bewertet die Anschuldigungen als unbegründet und sieht sich als Opfer einer politisch gewollten Medienkampagne. Allerdings widerspricht Novartis nicht pauschal allen Anschuldigen, sondern spricht von „unvollständigen” Angaben.

Unter den Beschuldigten befinden sich der frühere Premierminister Antonis Samaras, der frühere Finanzminister und jetzige Notenbankpräsident Yannis Stournaras sowie der frühere Gesundheitsminister und amtierende EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos; insgesamt ist von zehn bestochenen Politikern die Rede. Alle sind politische Gegner des derzeit amtierenden griechischen Premiers Alexis Tsipras und seiner Links-Partei Syriza.

Von den Beschuldigten hat Samaras von der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) inzwischen Anzeige gegen seinen Amtsnachfolger wegen „Verleumdung” gestellt. Während Tsipras zum Wochenanfang die Einsetzung eines Parlamentsausschusses zur Untersuchung der Bestechungsvorwürfe angeordnet hat, bestreiten die Beschuldigten die Vorwürfe und sprechen von einer Intrige.

Der Schweizer Pharmakonzern hat bislang keinerlei Information von staatsanwaltschaftlicher oder parlamentarischer Seite aus Griechenland erhalten. Darüber hinaus gibt es von Seiten der griechischen Behörden offiziell weder Anschuldigungen noch Anklageerhebungen, die bei Novartis eingetroffen sind, erklärte der Konzern in der vergangenen Woche.

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