Ein Gesetzentwurf könnte dazu führen, dass Frauen in Kalifornien Zugang zu einer Ein-Jahres-Versorgung mit Kontrazeptiva erhalten. Für Anwenderinnen würde das bedeuten, dass sie für einen Nachschub an Verhütungsmitteln nicht so oft zur Apotheke gehen müssten, argumentieren die Befürworter. „Pro-Life“-Organisationen und Versicherungen kritisieren die Pläne. Der Gesetzentwurf liegt Gouverneur Jerry Brown vor. Bis Ende September hat er Zeit zu handeln.
Die Gesetzesvorlage wurde von Senatorin Fran Pavley eingereicht. Sie ist der Meinung, dass der derzeitige Standard, bei dem Anwenderinnen eine Versorgung von 30 oder 90 Tagen zur Verfügung steht, vielleicht in den 1970er Jahren ausgereicht habe, heute aber nicht mehr zeitgemäß sei. Die Präparate seien am effektivsten, wenn sie dauerhaft eingenommen würden. Zudem würde eine Langzeitversorgung das Potenzial minimieren, Einnahmen auszulassen.
„Frauen, die arbeiten, Kinder erziehen oder studieren – und manchmal alles gleichzeitig –, finden nicht immer die Zeit, in die Apotheke zu rennen, um neue Verhütungsmittel zu besorgen. Diese Änderung würde das Leben der Frauen vereinfachen und das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft dramatisch senken“, sagte Pavley.
Verschiedene Lobbygruppen der Versicherer, die künftig die Ein-Jahres-Versorgung mit der Antibabypille übernehmen müssten, sehen das allerdings anders. Sie plädieren für eine Überarbeitung des Gesetzentwurfs. Es soll sichergestellt sein, dass Frauen auf das verschriebene Medikament stabil reagieren, bevor die Versicherungen die Kosten übernehmen. Sie beabsichtigen außerdem, das Inkrafttreten des Gesetzes ins Jahr 2018 zu verschieben.
Die kalifornische Vertretung des National Right to Life Committee (NRLC), der immerhin größten und ältesten „Pro-Life“-Organisation in den USA, sieht keinen Nutzen in der Versorgung mit Kontrazeptiva für ein Jahr. In einem Brief an den Gesundheitsausschuss des Senats schrieb die Organisation, dass Verhütungsmittel verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Frauen haben können.
Einer Studie der University of California aus dem Jahr 2011 zufolge reduziert sich die Zahl ungewollter Schwangerschaften um 30 Prozent und die der Abtreibungen um 46 Prozent bei einer Versorgung mit Kontrazeptiva für ein Jahr im Vergleich zu der gesetzlichen Regelung. Zudem empfahl die US-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control (CDC) 2013 die 365-Tage-Versorgung mit Antibabypillen. Laut einem CDC-Bericht führen häufige Einschränkungen durch Versicherungen zum ungewollten Abbruch der Geburtskontrolle und zu einem erhöhten Schwangerschaftsrisiko.
In dem Bundesstaat Kalifornien ist die Antibabypille seit April rezeptfrei. Nach einem Beratungsgespräch, einer Blutdruckmessung und dem Ausfüllen eines Fragebogens können Frauen die Kontrazeptiva vom Apotheker erhalten. Das Gesetz trat bereits 2013 in Kraft, lange Zeit haperte es aber an der Umsetzung.
APOTHEKE ADHOC Debatte