Estland

Ketten wollen keine Uni-Konkurrenz

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Berlin -

Von Helsinki nach Tallinn kommt man mit der Fähre in zwei Stunden. Nicht nur die geografische, sondern auch die kulturelle Nähe dürfte für die finnische Apothekenkette Yliopiston Apteeki ein Grund gewesen sein, nach der Liberalisierung im Jahr 2004 ins Nachbarland zu expandieren. Mittlerweile gibt es 13 Filialen, die unter dem Namen Ülikooli firmieren und der Konkurrenz ein Dorn im Auge sind. Der estnische Apothekerverband hat sich jetzt an die finnische Regierung gewandt.

In dem Schreiben fordert Verbandschef Tanel Terase die finnische Gesundheitsministerin Laura Räty auf, den Sonderstatus von Yliopiston aufzuheben. Die Kette gehört zur Universität von Helsinki und hat unter anderem den Auftrag, angehenden Apothekern die praktische Ausbildung zu ermöglichen.

Terase kritisiert diese Konstruktion: „Yliopiston gehört der Universität und wird somit indirekt mit Staatsgeldern unterstützt.“ Aus diesem Grund kann die Kette laut Terase in Estland viermal höhere Margen erzielen als andere Apotheken.

Jukka Niemi, Vorstandschef von Yliopiston, widerspricht: „Ülikooli ist ein unabhängiges estnisches Unternehmen, das keinerlei Unterstützung vom finnischen Staat erhält.“ Das Schreiben von Terase bezeichnet er als „pure Propaganda“.

„Wir sind mit einem Anteil von 2 Prozent nur ein kleiner Player“, ergänzt Professor Dr. Olli Mäenpää, der an der Universität den Fachbereich Pharmazie leitet und im Verwaltungsrat der Apothekenkette sitzt. Mehr als 80 Prozent der Apotheken in Estland gehörten entweder Magnum Medical oder der Phoenix-Tochter Tamro. „Von uns haben die estnischen Apotheker jedenfalls nichts zu befürchten.“

Das sieht Terase anders. Yliopiston habe öffentlich erklärt, in großem Maßstab in Estland expandieren zu wollen. Zu diesem Zweck lobbyiere das Unternehmen für eine Abschaffung der Bedarfsplanung.

Vor einem halben Jahr hatte Terases Verband eine Übergangsregelung durchgesetzt, die bis Mitte 2015 Beschränkungen für die Neueröffnung von Apotheken in Städten vorsieht. Die soll die Ertragssituation der bestehenden Apotheken stabilisieren und zu einer Entspannung der Personalsituation beitragen.

Allerdings profitieren von Niederlassungsbeschränkungen vor allem Apothekenketten, die keine Konkurrenz für ihr bestehendes Filialnetz befürchten müssen – weder von Drogerie- und Supermarktketten, noch durch unabhängige Apotheker. 434 der 478 estnischen Apotheken gehören direkt oder indirekt zu einer der vier großen Ketten.

Terase, der bis Frühjahr 2013 selbst im Gesundheitsministerium gearbeitet hat, kritisiert, dass Yliopiston in Estland eine totale Liberalisierung fordere, zu Hause aber von einem gut organisierten, regulierten und ausgeglichenen Apothekenmarkt profitiere, der seinerseits estnischen Firmen verschlossen bleibe.

Mit Yliopiston hatte sich bereits der Europäische Gerichtshof (EuGH) auseinandergesetzt: In der Stadt Vantaa hatte die Kette eine Filiale in den Stadtteil Tammisto verlagern wollen, wo auch eine Apothekerin eine Filiale eröffnen wollte. Am Ende kam die Universität zum Zuge, die Apothekerin klagte.

Die Luxemburger Richter forderten ihre Kollegen in Finnland auf, zu prüfen, ob die Ausbildungsapotheken ihren besonderen Aufgaben auch tatsächlich nachkommen. Aus ihrer Sicht reichten drei Apotheken vollkommen aus.

Das Urteil sieht Terase als einen möglichen Angriffspunkt: „Falls die finnische Regierung nicht reagiert, sehen wir uns zu weiteren Maßnahmen gezwungen, eventuell sogar gerichtlichen“, sagt er.

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