Kette vergibt Pillen-Abo Benjamin Rohrer, 12.11.2012 15:14 Uhr
Seit seiner Liberalisierung im Jahr 2009 ist der schwedische Apothekenmarkt hart umkämpft: Insbesondere in den Städten ist die Konkurrenz zwischen den Apothekenketten so groß, dass einzelne Unternehmen schon wieder Filialen schließen mussten. Um die Loyalität der Kunden für sich zu gewinnen, bietet die zweitgrößte Kette des Landes, Apotek Hjärtat, Chronikern seit dieser Woche ein „Medikamenten-Abonnement“ an: Die Apotheke informiert den Patienten im voraus, dass er neue Arzneimittel braucht, und bringt sie ihm bis vor die Haustür.
In Schweden verschreiben Ärzte Chronikern Rezepte für ein ganzes Jahr. Weil die Apotheker allerdings nur Drei-Monats-Rationen abgeben dürfen, müssen die Patienten nach Ablauf eines Quartals erneut in die Apotheke. 90 Prozent der Verschreibungen werden in Schweden elektronisch abgewickelt – seine Medikamente erhält der Patient nur nach Vorlage der Krankenversicherungskarte, sonst darf der Pharmazeut nicht auf die Patientendaten zugreifen.
Beim neuen Service von Apotek Hjärtat erlaubt der Patient der Kette, die Verschreibungen des Arztes zu speichern. Kurz vor Ablauf der drei Monate erhält der Kunde einen Anruf und wird daran erinnert, seine Medikament abzuholen. Auf Wunsch liefert Hjärtat die Arzneimittel auch aus.
Den Patienten kostet der Service nichts. „Wir erhoffen uns, dass sich die Kunden damit längerfristig an uns binden. So kann sich das Ganze refinanzieren“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Die Apotheken könnten dadurch auch besser und langfristiger ihre Lagerhaltung planen.
Allerdings stehen die Unternehmen auch unter politischem Druck: Mit dem Liberalisierungsgesetz wurden die Unternehmen auch dazu verpflichtet, jedes Rezept innerhalb von 24 Stunden einzulösen. Insbesondere im Norden des Landes sind die Wege für die Großhändler aber so weit, dass ein Tag zur Auslieferung oft nicht ausreicht. „Außerdem können uns die Großhändler nur eine Quote von 94 Prozent garantieren“, sagt die Hjärtat-Sprecherin. Mit dem „Abonnement“ könne man die Bestellungen aber schon früher planen.