Monti: Apotheker zu nahe bei Berlusconi Benjamin Rohrer, 07.01.2013 12:27 Uhr
Wieder einmal stehen in Italien Neuwahlen an. Kurz vor Weihnachten hat Premier Mario Monti seinen Rücktritt eingereicht, Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte daraufhin Neuwahlen angeordnet. Mit seinen zwei Sparpaketen hatte sich Monti nicht gerade beliebt gemacht bei den Apothekern. In einem Interview beschwert sich der Ökonom darüber, dass er seine Liberalisierungspläne nur teilweise umsetzen konnte. Zu gut sei die Verbindung der Apothekerlobby zur Partei des ehemaligen Premier Silvio Berlusconi.
Im November 2011 hatte Monti das Amt des Premierministers nach der letzten Regierungskrise übernommen. Montis Regierung ist eine Technokraten-Regierung: Die Minister sind nicht gewählt, sondern ausgewählte Experten. Für die Verabschiedung der Sparpakete war Monti daher auf die Unterstützung der Parteien in Senat und Parlament angewiesen.
Gerade für die Apotheker war das ein Segen: Die Technokraten hatten nämlich ursprünglich eine noch drastischere Liberalisierung des Apothekenmarktes geplant: Die OTC-Shops sollten weite Teile des Apothekensortiments verkaufen dürfen, sogar starke Beruhigungsmittel wie Tavor (Lorazepam) sollten aus der Verschreibungspflicht entlassen werden. Schon als EU-Kommissar hatte Monti sich für Apothekenketten eingesetzt.
Insbesondere die konservative Berlusconi-Partei „Popolo della Libertà“ (PdL) modifizierte die Passagen zum Apothekenmarkt über Änderungsanträge. „Die PdL pflegt eine große Nähe zu den Kammerberufen, wie zum Beispiel den Apothekern. Das hat uns daran gehindert, mit den Liberalisierungen noch weiter zu gehen“, so Monti. Auch innerhalb der Kammerberufe sehe er den Wunsch nach Deregulierung: „In diesen Berufen ist der junge Nachwuchs für große Liberalisierungen, weil sie dadurch bessere Einstiegschancen sehen.“
Italiens Apothekerverband Federfarma reagierte verärgert: Montis Worte hätten sie schwer enttäuscht, gab die Präsident Annarosa Racca an. „Unabhängig von rechter oder linker Politik stehen wir für die Apotheken ein. Vielleicht ist die eigentliche Intention des Premiers ja auch, für den allgemeinen Nutzen von Liberalisierungen zu werben“, so Racca.
Vielleicht könnten die Apotheker schon bald wieder mit Berlusconi als Premierminister zusammen arbeiten: Der „Cavaliere“ hat angekündigt, bei den Neuwahlen Ende Februar wieder zu kandidieren. Auch Monti will erneut antreten.