Apothekensortiment

Italien zerfleddert Rezeptpflicht

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Berlin -

Das italienische Parlament hat eine Zerstückelung der Rezeptpflicht beschlossen: Das Gesundheitsministerium soll gemeinsam mit der Arzneimittelagentur bis zum Frühjahr eine Liste von Arzneimitteln erarbeiten, die künftig auch in OTC-Shops und Einkaufszentren verkauft werden dürfen. Die etwa 3700 Präparate zählende Arzneimittelgruppe „Fascia C“ wird damit nicht wie ursprünglich von der Regierung per Notdekret beschlossen komplett aus der Apothekenpflicht entlassen.

 

Ursprünglich hatte die Technokraten-Regierung unter Mario Monti geplant, dass alle in der „Fascia C“ enthaltenen nicht erstattungsfähigen, verschreibungspflichtigen Arzneimittel ausgegliedert werden. Nach heftiger Kritik aus dem konservativen Lager des Parlamentes strich die Regierung jedoch rund 470 Betäubungsmittel und Medikamente mit Missbrauchspotential.

Der Widerstand gegen das Liberalisierungspaket blieb: Vor der Abstimmung im Parlament am Freitag Abend tagte ein Vermittlungsausschuss, der für den Apothekenmarkt einen Kompromiss zwischen Regierung und den Konservativen erarbeiten sollte. Auch die Apotheker protestierten; ein Pharmazeut aus Udine trat sogar in den Hungerstreik.

Dem Kompromiss zufolge bleiben rezeptpflichtige Arzneimittel zwar generell in der Apothekenpflicht. Auch alle Hormonpräparate dürfen weiterhin nur in Apotheken abgegeben werden. Gesundheitsministerium und Arzneimittelagentur sollen nun aber festlegen, für welche Medikamente aus der Liste die Verschreibungspflicht gänzlich aufgehoben werden kann, damit die Präparate dann außerhalb von Apotheken angeboten werden können.

An die Abstimmung im Parlament über diesen Vorschlag hattedie Regierung eine Vertrauensfrage geknüpft – und die Zustimmung des Parlamentes erhalten. Die Zustimmung des Senates steht für kommende Woche an, gilt aber als sicher.

Den Apothekern stehen jedoch weiterhin unruhige Zeiten ins Haus: Antonio Catricalà, Montis Staatssekretär und ehemaliger Chef der italienischen Wettbewerbsbehörde, hat in einem Interview mit der Tageszeitung „Repubblica“ bereits angekündigt: „Im Januar gehen wir den gesamten Apothekenmarkt an und lassen uns von keiner starken Lobby stoppen.“

 

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