Italien

Impfpflicht: Eltern drohen Bußgelder

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Berlin -

Italien hat per Gesetz Pflichtimpfungen für Kinder eingeführt. Damit reagierte die Regierung um Ministerpräsident Paolo Gentiloni unter anderem auf eine Anfang des Jahres ausgebrochene Masernepidemie. Bis Mitte Mai waren 2395 Fälle verzeichnet worden, nur 860 waren es im gesamten Jahr davor. 89 Prozent der Erkrankten konnten keine Impfung vorweisen.

Masern verlaufen meist harmlos, können aber auch tödlich enden. Während der letzten großen Epidemie in Italien 2002 mit 18.000 Fällen wurden 15 Sterbefälle registriert.

Kinder müssen in Italien künftig gegen zwölf Krankheiten geimpft werden, gab der sozialdemokratische Ministerpräsident bekannt. Dazu zählen Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken. Der Impfplan werde schrittweise eingeführt werden, kündigte Gentiloni an. Kinder unter sechs Jahren ohne Vorsorgeschutz werden künftig nicht mehr in Krippen, Kindergärten oder Vorschulklassen aufgenommen. Den Eltern von schulpflichtigen Kindern ab sechs Jahren ohne Impfungen drohen hohe Bußgelder.

Die christdemokratische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin sprach von einer „sehr starken Botschaft an die Bevölkerung“. Sie hatte sich seit Wochen für die Maßnahme eingesetzt und musste sich gegen Gegenwehr aus dem sozialdemokatisch geführten Bildungsministerium zur Wehr setzen. Zu den schärfsten Kritikern gehört die vom Kabarettisten Beppo Grillo geführte populistische Fünf-Sterne-Bewegung. Sie sprach von einem „Geschenk“ an die Pharmaindustrie.

In Deutschland gibt es noch keine Impfpflicht. Das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz sieht aber vor, dass der Impfschutz bei allen Routine-Gesundheitsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene überprüft wird. Bei der Aufnahme eines Kindes in die Kita muss ein Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorgelegt werden.

Brechen Masern in einer Gemeinschaftseinrichtung aus, können die zuständigen Behörden ungeimpfte Kinder vorübergehend ausschließen. Noch im April hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Bundesbürger dazu aufgerufen, ihren Impfschutz auf den aktuellen Stand zu bringen. „Die aktuellen Zahlen und die Masernausbrüche zeigen, dass wir immer noch zu große Impflücken haben.“

Im laufenden Jahr wurden mit 410 Fällen bereits mehr Masernerkrankungen als 2016 (325 Fälle) registriert. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte verlangte bereits im Herbst eine Pflichtimpfung gegen Masern. „Aus ärztlicher Sicht kann man von unterlassener Hilfeleistung und von Vernachlässigung elterlicher Fürsorgepflicht sprechen, wenn man einem Kind den derzeit möglichen Schutz vor impfpräsentablen Erkrankungen vorenthält“, sagte Präsident Thomas Fischbach dem Focus. „Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch alle Menschen, die mit ihm in Kontakt treten – dies ist ein Gebot der Solidarität aller mit allen.“

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