Italien

Apotheker dealt mit Viagra im Fitnessstudio APOTHEKE ADHOC, 07.10.2016 13:42 Uhr

Berlin - 

Manfredi Lauro schien sein Gehalt als angestellter Apotheker in Rom nicht zu reichen. Er stahl Viagra aus der kommunalen Apotheke und verkaufte es in Fitnessstudios. Nach Medienberichten soll er Tausende Euro eingenommen haben.

Lauro arbeitete als angestellter Apotheker in einer kommunalen Apotheke im römischen Stadtteil Tor Bella Monaca. Betreiber ist die Firma Farmacap, ein Unternehmen der Stadt Rom mit insgesamt 45 Apotheken.

Der Apotheker soll laut Staatsanwaltschaft Viagra aus der Offizin gestohlen und an einen Abnehmerkreis in Fitnessstudios verkauft haben, berichtet Südtirol News. Er versprach den Sportlern ein stärkeres Muskelwachstum, wenn sie Viagra nähmen. Auch in einer Bar nahe der Apotheke bot er das Arzneimittel an. Lauro verlangte 64 Euro pro Packung.

Lauro soll auch mit anderen Apothekenprodukten wie Trockenmilch, Kreatin und psychoaktiven Substanzen gehandelt haben. Viagra sorgte jedoch für den Hauptumsatz. Seit Lauro 2015 mit dem Dealen begann, soll er den Ermittlungen zufolge mehrere Tausend Euro eingenommen haben.

Die Apothekenleiterin, Anna Maria Annunziata, soll Lauro schließlich auf die Schliche gekommen sein: Ihr war aufgefallen, dass der Angestellte selten Kassenbelege ausstellte und die Apotheken oft mit Produkten verließ. Der Untersuchungsrichter verhängte wegen Veruntreuung Hausarrest gegen Lauro.

Doch auch Farmacap hat Probleme: Bereits im September wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen ermittelt. Staatsanwältin Nadia Plastina stellte den außerordentlichen Verwalter, Francesco Alvaro, unter Hausarrest: 15 Millionen Euro sollen vom Unternehmen veruntreut worden sein, schrieb der Corriere della Sera. Wohin die Gelder geflossen sind, wird noch ermittelt.

Vor einigen Jahren spielte die italienische Hauptstadt mit dem Gedanken, die kommunalen Apotheken über Dauerleasingverträge zu privatisieren. Vor allem in Nord- und Mittelitalien hatten die Kommunen nach Kriegsende eigene Apotheken gegründet, um die Arzneimittelversorgung auch in schwierigen Zeiten zu sichern.

Insgesamt wurden seit den 1990er-Jahren rund 250 der 1600 Kommunalapotheken an Fremdinvestoren verkauft und damit privatisiert. Bislang haben vor allem die drei paneuropäischen Pharmahandelskonzerne kommunale Apotheken aufgekauft: Celesio betreibt 156 Apotheken in Mailand, Bologna, Cremona, Prato und Lissone. Alliance hat 29 Filialen in Rimini, Cesena und Lucca. Phoenix ist mit 26 Apotheken in Florenz vertreten.