Überfälle sind ein großes Thema in italienischen Apotheken, vor allem im Süden des Landes. Laut Statistik gibt es mehr Überfälle als auf Banken. Das Innenministerium will gegensteuern und hat sich daher mit dem italienischen Apothekerverband auf Maßnahmen verständigt, um die Sicherheit in Apotheken zu erhöhen.
In Italien sind Apotheken für Räuber offenbar ein attraktiveres Ziel als Banken. Der Risikoindex für einen Raubüberfall lag im Jahr 2014 bei 5,9 Einbrüchen pro 100 Apotheken. Bei Banken war das Risiko im selben Jahr nicht einmal halb so hoch: Statistisch wurden nur 2,5 von 100 Geldinstituten ausgeraubt.
Zwischen dem Innenministerium und dem Apothekerverband gibt es seit 2010 ein Abkommen, das vorgibt, wie die Sicherheit in Apotheken erhöht werden kann. Das Abkommen legt etwa technische Richtlinien fest, wie das Videomaterial von Überwachungskameras in der Apotheke von der örtlichen Polizei abgerufen werden kann. Auch Alarmanlagen in der Apotheke sind direkt mit Polizeizentralen verbunden.
Innenminister Angelino Alfano hat diese Vereinbarungen mit dem Apothekerverband nun um weitere drei Jahre verlängert. Verbandschef Annarosa Racca sieht die Verlängerung der Vereinbarung als Zeichen, dass es wichtig sei, einen sicheren und effizienten pharmazeutischen Service anzubieten. Das schütze sowohl das Apothekenpersonal, als auch die Kunden – häufig ältere und schwächere Personen.
Verband und Innenministerium einigten sich auch darauf, die Sicherheitsstandards nicht nur zu halten, sondern zu erhöhen. Künftig sollen Überwachungsvideos eine bessere Bildqualität haben, damit die Täter leichter identifiziert werden können. Außerdem soll nun auch von mobilen Geräten wie Smartphones ein Alarm ausgelöst werden können. So kann etwa ein Mitarbeiter, der die Tageseinnahmen zur Bank bringt und dabei überfallen wird, einen Alarm auslösen.
Darüber hinaus will die Polizei Inhaber und Mitarbeiter schulen. Die Beamten wollen zugleich ein Handbuch für Apotheker erstellen, in dem sie erklären, wie Einbrüche und Überfälle vermieden werden können. Darin soll auch zusammengefasst werden, welche Informationen Apotheker nach einem Überfall der Polizei mitteilen sollten. Es wurde ebenfalls vereinbart, vermehrt auf elektronischen Zahlungsverkehr hinzuweisen. So soll Bargeld in der Apotheke seltener verwendet werden, um Kriminellen weniger Anreiz für Überfälle zu geben.
Daten des Statistikdiensts Ossif deuten darauf hin, dass schon jetzt kriminelle Übergriffe in Apotheken zurückgehen. Die Anzahl der Einbrüche und Überfalle ist 2015 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Zahl der Apothekenüberfälle ging um 15,3 Prozent zurück; 2015 wurden 914 Raubüberfälle gemeldet.
Etwa im gleichen Verhältnis sank die Zahl der Diebstähle – um 15 Prozent von 1140 Fällen im Jahr 2014 auf 969. Ähnlich war es bereits von 2013 auf 2014, als bei den Fällen ein Rückgang von 14 Prozent vermeldet werden konnte. Zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt nahm damit die Kriminalität in Apotheken gleich zwei Jahre in Folge ab.
Einen besonders starken Rückgang verzeichnen laut Innenministerium die südlichen Regionen, beispielsweise Sizilien und Campania um die Stadt Neapel. Allerdings bleiben die Fallzahlen weiterhin hoch: In Sizilien wurden 134 Apotheken ausgeraubt. Campania vermeldete den stärksten prozentualen Rückgang: 2014 wurden noch 120 Überfälle begangen, im Jahr darauf 67.
Von dem im Allgemeinen positiven Trend weichen Teile des Landes jedoch ab, etwa die Region Emilia Romagna, in deren Zentrum die Stadt Bologna liegt: In der Gegend fanden 2015 ganze 53 Überfälle auf Apotheken statt, was einer Steigerung um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch Einbrüche und Diebstähle stiegen im vergangenen Jahr um 21 Prozent auf 93 Fälle an.
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