Israel folgt Neuseeland, Polen und Großbritannien: Männer mit erektiler Dysfunktion können Sildenafil ohne Rezept kaufen – jedoch gelten Beschränkungen.
Das Gesundheitsministerium hat dem OTC-Verkauf von Viagra, Tarim und Sildenafil-Teva an Männer über 35 Jahre ohne Risikofaktoren stattgegeben. Zulässig ist die Abgabe ohne Rezept für Packungen mit einer Tagesdosis von 100 mg und 50 mg. Die Abgabe muss durch einen Apotheker erfolgen, der über die nötigen Kenntnisse verfügt und einem Risikomanagementplan folgt. Beratung und Befragung der Patienten sollen unter Wahrung der Privatsphäre der Betroffenen erfolgen. Für Israel gelten damit ähnliche Beschränkungen wie in den anderen Ländern.
In Israel hofft man, mit dem Switch den illegalen Handel einzudämmen und somit Patienten vor möglichen Gefahren zu schützen. Jedes Jahr würden Millionen illegale Sildenafil-haltige Tabletten beschlagnahmt.
„Nach Millionen Verschreibungen auf der ganzen Welt sehen wir eine vernachlässigbare Minderheit von Nebenwirkungen“, wird der Präsident des Apothekerverbandes Dudu Papo zitiert. Durch den Switch soll den Männern der Zugang zu qualitativ hochwertigen Sildenafil-haltigen Arzneimitteln erleichtert werden, denn Fälschungen kämen häufig vor.
In Neuseeland wurde Sildenafil bereits seit 2014 aus der Rezeptpflicht entlassen. Männer, die älter als 35 Jahre alt sind, können das Arzneimittel mit 100 mg Wirkstoff direkt aus der Apotheke erhalten. Wer den Service anbieten will, muss eine spezielle Schulung absolvieren. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Apotheken zur Abgabe von Sildenafil berechtigt. Seit dem Switch wurde ein Rückgang der illegalen Bestellungen über das Internet verzeichnet. Während von 2012 bis 2014 die Anzahl der konfiszierten Pakete mit illegal importierten Sildenafil auf etwa 3750 anstieg, geht die Zahl seit dem Switch kontinuierlich zurück.
In Großbritannien können Männer ab 18 Jahren können das Fertigarzneimittel Viagra Connect (Pfizer) mit 50 mg Wirkstoff ohne Rezept in der Apotheke kaufen. Voraussetzung ist auch hier eine Beratung durch den Apotheker. Bei Männern mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen oder einem entsprechend hohen Risiko, mit Leberschäden oder schweren Nierenfunktionsstörungen ist die Abgabe kontraindiziert. Dasselbe gilt für bestimmte Dauermedikationen. Diese Gruppe muss weiterhin unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden.
Laut Arzneimittelbehörde MHRA soll der Switch Männern helfen, die sonst keine Hilfe im Gesundheitssystem suchen würden und die sich stattdessen die Waren über illegale Vertriebskanäle beschafften. In den vergangenen fünf Jahren wurden laut MHRA gefälschte Potenzpillen im Wert von mehr als 50 Millionen Pfund sichergestellt.
In Polen ist der Wirkstoff à 25 mg seit mehr als einem Jahr nicht mehr verschreibungspflichtig. Männer, die das Potenzmittel kaufen wollen, müssen einen Fragebogen ausfüllen. Die Apotheker sollen somit feststellen, ob die Anwendung des Produkts für den Patienten sicher ist. Die Kundenbefragung zur Compliance enthält insgesamt 25 Fragen etwa zu sonstigen Medikamenteinnahmen oder vorherigen Krankheiten.
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