Irland

Zahlungsstopp für Lloyds

, Uhr
Berlin -

Der staatliche irische Gesundheitsdienst (Health Service Executive, HSE) hat Zahlungen an die Apothekenkette Lloydspharmacy eingestellt. Laut einem Bericht der „Irish Times“ will HSE die Erstattung für verblisterte Arzneimittel solange einfrieren, bis Lloyds die Richtigkeit und Genauigkeit der Ansprüche nachweist. Die Celesio-Kette soll beim Verblistern für eine Medikation unerlaubt mehrfach abkassiert haben, lautet ein Vorwurf.

Konkret geht es um das Lloyds-Angebot „MyMed“, bei dem Patienten für einen Monat vier individuelle Wochenblister erhalten. Die Zusammenstellung der Medikation soll Kunden bei der korrekten Einnahme unterstützen. Laut einem früheren Bericht belegen interne Memos der Apothekenkette, dass Filialleitern ein Einnahmeplus von 66 Prozent in Aussicht gestellt wurde, wenn sie sich an ein vom Unternehmen entwickeltes System hielten.

HSE bezeichnete die Abrechnungspraxis der Apotheken als Betrug und forderte Lloyds auf, das Verfahren in allen Filialen zu stoppen. Das Aussetzen der Erstattung könnte die Apothekenkette drei Millionen Euro pro Jahr kosten.

Lloyds wies die Anschuldigungen zunächst zurück, wonach pro Monat das Verblistern fälschlicherweise vier- statt einmal abgerechnet wird. Die Kette sieht sich dagegen im Recht, eine einmalige Gebühr von 5 Euro sowie dreimal 3,27 Euro abzurechnen.

Als ein Grund wurde demnach die längere Arbeitszeit für das Verblistern genannt. Ein Anwalt der Kette teilte demnach mit, dass „MyMed“ die Herstellungsdauer dramatisch habe ansteigen lassen. Die vier Wochenblister müssten individuell geprüft werden, auch wenn der Patient sie als Paket einmalig erhalte.

HSE sieht das anders. Demnach dürfte die Apotheke laut Bericht nur 5 Euro pro Medikament abrechnen, weil die vier Blister auf einmal abgegeben werden. Der Gesundheitsdienst wurde auf die Abrechnung aufmerksam, als ihm eine Notiz mit dem Stichwort „MyMed Rentabilität“ zugespielt worden war. Demnach sollen bei „MyMed“ unterschiedliche Abrechnungsmethoden gegenüber eines normalen Verblisterns möglich sein.

Anhand einer Grafik soll Lloyds gezeigt haben, dass die reguläre Gebühr von 5 Euro bei fünf Präparaten bei 25 Euro liegt. Addiert man die Folgegebühren von jeweils 3,27 Euro, kommen nochmals knapp 50 Euro dazu. Jährlich könnten dadurch Einnahmen von knapp 600 Euro in die Kassen fließen, hieß es.

Lloyds ist laut eigenen Angaben die größte Kette in Irland. Derzeit sind in rund 85 Apotheken sowie in der Niederlassung in Cabinteely fast 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Kette lief bis 2009 einheitlich unter dem Namen Unicare. 2009 wurde in Irland die erste DocMorris-Apotheke eröffnet. 2013 wurde die aus Großbritannien bekannte Dachmarke Lloyds eingeführt. Vor kurzem übernahm der Celesio-Mutterkonzern McKesson den irischen Großhändler United Drug, Celesio hatte sein eigenes Großhandelsgeschäft 2012 für knapp 50 Millionen Euro verkauft.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte