Irland

Minister: Rx direkt vom Apotheker

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Berlin -

Der irische Gesundheitsminister will den Apothekern des Landes mehr Verantwortung geben: Laut Leo Varadkar sollen sie Arzneimittel selbst verschreiben. Das sagte er laut der „Irish Times“ auf der Konferenz der öffentlichen Apothekern. „Niemand weiß mehr über Arzneimittel als Apotheker”, so Varadkar.

Bereits die Verschreibungen durch Krankenschwestern sei ein großer Erfolg gewesen, so der Minister. „Ich hoffe, dass Apotheker ebenso gut verordnen“, zitiert die Zeitung. Er schlug vor, mit den Krankenhausapothekern zu beginnen. Dafür müsse das Apothekengesetz geändert werden.

Apotheker in anderen Ländern dürften längst selbst verschreiben, so Varadkar. Zudem würde die Einführung der Praxis in Krankenhäusern mögliche Interessenkonflikte von Verkauf und Verschreibung vermeiden. Welche Arzneimittel von Apothekern verordnet werden könnten, sagte er nicht. Einen Zeitplan gab er nicht vor, schloss aber die aktuelle Legislaturperiode aus.

Laut dem Irischen Apothekerverband (IPU) unterstützt er darüber hinaus den Wunsch der Apotheker, weitere Medikamente aus der Verschreibungspflicht zu entlassen.

IPU-Präsidentin Kathy Maher zufolge sind für Präparate, die in Großbritannien ohne Rezept abgegeben werden, in Irland Rezepte nötig. „Apotheker sind fähig und willens, eine viel breitere Palette an Medikamenten zur Verfügung zu stellen. Dadurch können sie Patienten unterstützen, selbst mit alltäglichen gesundheitlichen Beschwerden umzugehen, ohne ihren überarbeiteten Hausarzt aufzusuchen.“

Den Vorstoß des Ministers begrüßt die IPU. Seit langem spricht sich der Verband für einen OTC-Switch einer größeren Palette von Medikamenten aus, etwa Chloramphenicol-Augentropfen und -Salben zur Behandlung bakterieller Bindehautentzündungen, Fluconazol-Tabletten oder -Kapseln gegen Soor sowie Acetylsalicylsäure als Blutverdünner.

„Derzeit arbeiten wir mit dem Ministerium daran, ein 'Minor Ailment Scheme' einzuführen, dass es ermöglicht, ohne Rezept mehr Medikamente aus der Apotheke zu beziehen“, so ein Sprecher des Verbandes.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Apothekerverband die Arzneimittelbehörde HPRA aufgefordert, mehr Medikamente als geplant aus der Rezept- in die Apothekenpflicht zu entlassen. Die HPRA hatte im Juli den OTC-Switch für zwölf Wirkstoffe angekündigt, darunter Azelastin, Diclofenac, Felbinac, Penciclovir, Rabeprazol, Sumatriptan, Tioconazol und Triamcinolon. Insgesamt sind 34 Fertigarzneimittel betroffen.

Seit 2011 entscheidet bei der HPRA ein Ausschuss über die rechtliche Einordnung von Medikamenten, der mit Vertretern verschiedener Interessengruppen besetzt ist. 2013 gab das Gremium erstmals Empfehlungen für eine Umstrukturierung. Künftig sollen weitere Wirkstoffe überprüft werden. Zudem werde perspektivisch untersucht, welche Arzneimittel auch aus der Apothekenpflicht entlassen werden könnten.

Der Apothekerverband fordert außerdem eine Vergütung für die Versorgung mit OTC-Arzneimitteln für Patienten, die eine sogenannte „Medical Card“ haben. Eine solche Gesundheitskarte berechtigt die Patienten, verordnete Medikamente kostenlos zu erhalten. Die Patienten müssen dafür aber für alle Arzneimittel, auch für OTC, ein Rezept haben.

Auch den Impfservice durch Apotheker will der Verband ausgeweitet sehen. Die Apotheker wollen neben Grippe auch gegen Pneumokokken, Hepatitis B, Gürtelrose und Reisekrankheiten impfen. Apotheker in anderen Ländern böten bereits routinemäßig einen breiten Impfservice an. In den meisten US-Staaten etwa verabreichten Apotheker Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken, Meningokokken, Tetanus, Hepatitis A und B und Reisekrankheiten.

In Irland würden von Jahr zu Jahr mehr Patienten in Apotheken gegen Grippe geimpft. In der Saison 2014/2015 seien es 51.560 gewesen. Laut IPU wurden 23 Prozent von ihnen zuvor noch nie gegen Grippe geimpft; 83 Prozent hätten zur Risikogruppe gehört. „Der Beweis sei erbracht, dass Apotheker bei der Immunisierung einen Unterschied machen können“, so der Verband.

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