Irland

Abtreibungspräparate per Drohne

, Uhr
Berlin -

Pro-Choice-Aktivisten in Irland sorgten in der vergangenen Woche für Aufsehen: Sie ließen eine Drohne mit den Abtreibungspräparaten Sunmedabon (Sun Pharmaceutical) an Bord in die Luft steigen. Das Flugobjekt überquerte die Staatsgrenze und landete in Nordirland. Dort nahmen andere Protestler die Arzneimittel entgegen, zwei Aktivistinnen nahmen sie ein. Die Aktion sollte zeigen, wie schwer es für Frauen auf beiden Seiten der Grenze ist, eine Schwangerschaft zu beenden.

Die Drohne hob in Omeath in County Louth an der nordöstlichen Grenze Irlands ab und landete nur wenige Kilometer nahe der Stadt Narrow Water im nordirischen County Down. Die Polizei beobachtete laut der Organisation „Labour Alternative“ den fliegenden Lieferdienst und verbot die Aktion aber nicht. Sie soll die Aktivisten jedoch interviewt und gefilmt haben.

Die vier Frauenrechtsorganisationen – „Women on Waves“ aus den Niederlanden, „Rosa“ aus Irland, „Alliance for Choice“ und „Labour Alternative“ aus Nordirland – haben die Aktion initiiert. Die Drohne transportierte verschreibungspflichtige Arzneimittel mit den Wirkstoffen Mifepriston und Misoprostol. Ein Arzt hat sie laut „Labour Alternative“ verschrieben. Laut Women on Waves belieferte ein kleines Speedboat weitere Präparate zur Abtreibung von Ufer zu Ufer.

In Nordirland und Irland gelten strenge Abtreibungsgesetze. Das Gesetz „Offences against the Person Act“ von 1861 beispielsweise bildet in Nordirland die Grundlage für das Verbot von Abtreibungen. Artikel 58 darin besagt, dass Frauen, die die Geburt ihres Kindes verhindern, eine lebenslange Freiheitsstrafe auferlegt werden kann.

Courtney Robinson, Organisatorin und Sprecherin von „Labour Alternative“, sagte: „Die Information, ob ich schwanger bin oder nicht, ist durch mein Recht auf Privatsphäre geschützt. Das Recht auf eine sichere Abtreibung sollte eine private Angelegenheit sein. Aber es wird kriminalisiert und ist damit ein politisches Thema geworden. Ich habe das Menschenrecht, auf diese Arzneimittel zurückzugreifen.“

Die Aktivisten sind für eine Gesetzesänderung – vor allem weil das Abtreibungsgesetz gegen Menschenrechte verstoße. Irische und nordirische Frauen müssten Medikamente im Internet bestellen oder ins Ausland reisen, um eine Abtreibung bei sich durchzuführen – beziehungsweise durchführen zu lassen.

Bereits im vergangenen Sommer gab es einen ähnlichen Protest in Deutschland. Frauenrechtler von „Woman on Waves“ hatten eine Drohne mit Abtreibungspräparaten von Frankfurt (Oder) nach Slubice, der Grenzstadt in Polen, geflogen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte