Russland

Internetkonzern startet Apotheken-Plattform

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Berlin -

Der russische Internetkonzern Mail.ru hat angekündigt, ins Arzneimittelgeschäft einzusteigen. Da die Lieferung von Medikamenten an Privatadressen in Russland verboten ist, handelt es sich bei „Vse Apteki“ („Alle Apotheken“) nicht um eine klassische Versandapotheke.

Vier Monate, nachdem in Russland ein Gesetz zur Digitalisierung im Gesundheitswesen in Kraft getreten ist, hat Mail.ru angekündigt, eine „Online-Apotheke“ zu starten. Dabei soll es sich um eine Plattform-Anwendung handeln, in der sowohl Rx- als auch OTC-Präparate hunderter verschiedener Apotheken angeboten werden – sucht man ein bestimmtes Produkt, zeigt die App das günstigste Angebot an. Die Anwender sollen so das passende Medikament zum besten Preis erhalten. In einem Warenkorb zusammengefasst, können die Medikamente ab dem nächsten Tag der Apotheke der Wahl abgeholt werden.

„Der russische Pharmamarkt wächst jedes Jahr und auch das Internethandelsvolumen steigt. Die Hälfte aller Anwender ist bereit, rezeptfreie Medikamente online zu bestellen“, so Alexander Kotlyarov, Projektmanager der Apothekenabteilung von Mail.ru. Deshalb wolle man mit dem Service ein praktisches Tool für die Kunden bereitstellen. „Dabei nutzen wir die Erfahrungen, die unser Unternehmen bei der Arbeit am Projekt ‚Health Mail.ru‘ sowie Produkten im Bereich E-Commerce wie dem Lieferservice ‚Delivery Club‘ und dem Online-Marktplatz ‚Yula‘ gesammelt hat, um den Service so bequem und nützlich wie möglich zu machen.“

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit mehreren Apothekenketten, Großhändlern und Arzneimittelherstellern realisiert, darunter Gorzdrav, Farmadar und Ave. Mail.ru wirbt vor allem mit der Nutzerfreundlichkeit für das neue Portal: Auf den Warenkarten werden nicht nur detaillierte Beschreibungen und Beipackzettel inklusive Indikationen und Kontraindikationen angezeigt, sondern auch andere, möglichst günstigere Präparate mit den gleichen Wirkstoffen.

Bisher sind Bestellungen ab dem nächsten Tag in den angegebenen Apotheken abholbereit; es sei jedoch für die nahe Zukunft geplant, die Lieferung innerhalb weniger Stunden anzubieten. Noch kann die Plattform nur als Internetseite aufgerufen werden, an einer Mobilversion werde aber bereits gearbeitet. Sie soll in wenigen Wochen ebenfalls erhältlich sein.

Vergangenen Sommer hatte der russische Präsident Wladimir Putin ein Gesetz unterschrieben, das Telemedizin legalisiert. Das Fernbehandlungsverbot wurde damit aufgegeben und eine Reihe von Erleichterungen zum digitalen Austausch und der Auswertung von Patientendaten wurden geschaffen. So können Russen seit Jahresbeginn online Arzttermine und Hausbesuche buchen oder Gesundheitsdaten von ihrer Versicherung herunterladen. Außerdem können Ärzte ab Januar 2019 online Rezepte ausstellen.

Nach Unterzeichnung des Gesetzes hatte mehrere Internetkonzerne angekündigt, auf den E-Health-Markt drängen zu wollen. So haben Yandex – quasi das russische Google – und der Moskauer Investmentfonds Baring Vostok Capital Partners angekündigt, umgerechnet 4,5 Millionen Euro in das Start-up Doc+ zu investieren. Bereits kurz zuvor hatte die Sberbank – das größte Geldhaus Russlands – eine Mehrheitsbeteiligung am Telemedizinunternehmen Docdoc erworben. Dodoc arbeitet an einer App, die zu einer „universellen Gesundheitsplattform in Russland“ ausgebaut werden soll.

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