Internet-Liste für 4000 Apotheken Benjamin Rohrer, 06.11.2012 19:50 Uhr
In Italien könnte sich die Apothekenzahl innerhalb weniger Monate von derzeit etwa 18.000 auf 22.000 erhöhen. Mit ihrem Spargesetz hat die italienische Regierung Anfang des Jahres eine außerordentliche Sonderausschreibung von mindestens 4000 neuen Apotheken angeordnet. Das Gesundheitsministerium hat dazu eine Liste mit allen zu besetzenden Standorten ins Internet gestellt. Um eine Lizenz zu erhalten, können sich die Pharmazeuten dort einfach eintragen. Doch insbesondere im Norden Italiens gibt es nicht genug Apotheker.
Eigentlich gibt es in Italien eine strenge Bedarfsplanung. Um den Wettbewerb unter den Apotheken zu erhöhen, hatte die Regierung die Vorgaben allerdings gelockert. Statt 5000 müssen künftig nur noch 3000 Einwohner auf eine Apotheke kommen. Bei der gestarteten Sonderausschreibung werden diese Regeln nun erstmals angewendet. Dadurch entstehen rund 3100 neue Standorte. Hinzu kommen etwa 900 Standorte, die schon einmal vergeben waren, für die sich aber kein Nachfolger gefunden hat.
Bislang war das Ausschreibungsverfahren stark bürokratisiert und zog sich oft Monate, teilweise Jahre hin. Das Gesundheitsministerium hat den Regionen daher nun eine Internetplattform zur Verfügung gestellt, auf der sie ihre Ausschreibungen durchführen sollen.
Die norditalienischen Region Ligurien um die Hafenstadt Genua bietet derzeit 89 freie Apotheken an. Bis Ende November können sich interessierte Pharmazeuten einen Sitz aussuchen, einen Fragebogen ausfüllen und sich somit für einen der Standorte bewerben. Im Frühjahr 2013 soll der Prozess in allen Regionen abgeschlossen werden.
Bewerben dürfen sich Pharmazeuten ohne Apotheke, „egal, in welcher beruflichen Konstellation sie sich gerade befinden“. Auch Anträge von Apothekeninhabern und Apothekergemeinschaften sind erlaubt. Allerdings darf jeder Apotheker maximal zwei Bewerbungen einreichen.
Eines der Ziele der italienischen Regierung ist es, mit der Ausschreibung die hohe Arbeitslosigkeit unter Akademikern in Süditalien zu bekämpfen. Nach Einschätzungen des Apothekerverbandes dürften sich in den Regionen südlich des Po auch genügend Bewerber finden. Dort hätten in den vergangenen Jahren Apotheker immer häufiger OTC-Shops öffnen müssen, weil es zu selten Ausschreibungen gab, sagt ein Sprecher. Im Norden sieht es allerdings schlechter aus: Hier hatten sich schließlich bei den vergangenen Ausschreibungen kaum Teilnehmer gefunden.
Das „wahre Problem“, so der Verbandssprecher, liege vielmehr in der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit. Der Apothekenmarkt sei nicht unbegrenzt ausdehnbar, aufgrund stetig sinkender Generikapreise befänden sich die Verdienste der Apotheker ohnehin seit Jahren im Sinkflug. Wenn nun tausende neue Marktteilnehmer hinzukommen, würden einfach viele der heute schon bestehenden Apotheken schließen müssen.