In der Schweiz ist das Interesse der Bevölkerung an Dienstleistungen der Apotheken erstmals gesunken. Um 13 bis 20 Prozentpunkte rückläufig war das Interesse an Impfkontrollen, Impfungen und dem Darmkrebsvorsorge-Test. Das geht aus dem „Apothekenmonitor 2020“ des Forschungsinstituts GFS Bern im Auftrag des Apothekerverbands Pharmasuisse hervor.
Die repräsentative Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung den Apotheken vertraut (90 Prozent) und sich bei leichten Gesundheitsstörungen an sie wendet: 80 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Apotheken erste Anlaufstelle sind zur Erklärung von Medikamenten und mit ihren unkomplizierten Lösungen Kosten sparen (77 Prozent). Nur 22 Prozent der Befragten finden den Versandhandel praktischer als den Gang in die Apotheke (Vorjahr: 28 Prozent) – bei den Teilnehmern zwischen 18 und 39 Jahren war die Zustimmung deutlich höher (44 Prozent).
Nach Jahren des steigenden Interesses für neue Dienstleistungen ist aktuell allerdings nur das Interesse an „Beratungsdienstleistungen ohne Voranmeldung“ gestiegen (von 82 auf 85 Prozent). Alle anderen abgefragten Angebote waren rückläufig:
Neu erhoben wurden außerdem:
In der aktuellen Grippeimpfsaison haben die Anzahl von Impfungen in Apotheken dennoch um 72 Prozent zugenommen, bei der Zeckenimpfung sogar um 400 Prozent. Mit dem revidierten Heilmittelgesetz dürfen Apotheker gewisse Behandlungen durchführen und rezeptpflichtige Medikamente direkt abgeben – ohne vorgängigen Arztbesuch. Durch den eingeschränkten Hausärztedienst während des Shutdowns wurden beispielsweise die Prüfung und Weiterführung von Dauerrezepten stark nachgefragt. Seit Anfang April können Medikamente gegen Erektionsstörungen nach Abklärung durch den Apotheker direkt an Kunden abgegeben werden.
Die Bevölkerung ist bereit, die Apotheke für die direkte Lösung eines Gesundheitsproblems zu bezahlen (66 Prozent). Wird nur beraten und kein Medikament abgegeben – beispielsweise beim Erstellen eines Medikationsplans – gestehen nur 28 Prozent der Befragten den Apotheken eine Entschädigung zu. „Wir müssen unsere pharmazeutische Begleitung und unsere gründlichen Abklärungen für Patientinnen und Patienten sichtbarer machen“, meint Pharmasuisse-Präsident Fabian Vaucher selbstkritisch, „mit dem wichtigen Nebeneffekt, dass Patientinnen und Patienten sicherer werden im Umgang mit ihren Medikamenten.“
Die Argumente, dass der Beratungszuschlag Abzockerei sei (47 Prozent), Apotheken an teuren Medikamenten verdienen (46 Prozent) und Dienstleistungen nach dem Verursacherprinzip entschädigt werden sollen (45 Prozent), wurden in diesem Jahr nicht mehr mehrheitlich unterstützt. Menschen zwischen 18 und 39 Jahren sehen die Preise der Apotheken eher kritisch.
Noch eine Erkenntnis: Das Vertrauen in das Internet für den Bezug von Gesundheitsinformationen und Medikamenten sinkt. Auch in anderen Studien aus dem Gesundheitswesen lässt sich laut Pharmasuisse eine Unsicherheit in der Bevölkerung bezüglich digitaler Angebote feststellen. Bewährte und einfach zugängliche Anlaufstellen wie Apotheken konnten hingegen ihre Stellung als Beratungsstellen festigen. Sie genießen neben der Ärzteschaft am meisten Vertrauen in der Bevölkerung.
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