Indien

Harvoni: Käuferclub statt Apotheke Deniz Cicek-Görkem, 20.04.2017 14:23 Uhr

Kontaktmann in Indien: Über „Käuferclubs“ können Patienten aus aller Welt die teuren Medikamente gegen HepatitisC zu günstigeren Preisen kaufen. Foto: Gilead
Berlin - 

Teure Spezialmedikamente gegen Hepatitis C sind nicht nur eine Last für die Krankenkassen, sondern auch für einige Patienten schon aufgrund der Zuzahlung unerschwinglich. Deswegen entstanden in Indien „Käuferclubs“, bei denen Betroffene aus dem In- und Ausland die teuren Arzneimittel auf illegalem Weg zu günstigeren Preisen bekommen können. Dies berichtet die Frankfurter Rundschau.

Antivirale Präparate wie Harvoni (Ledispasvir, Sofosbuvir) gelten als wirksamer, sicherer und besser verträglicher als die älteren Therapien. Sie sind aber auch viel teurer: In Deutschland liegt der Preis für eine Tablette bei etwa 670 Euro, eine Monatspackung kostet die Krankenkasse fast 19.000 Euro.

In einigen Ländern können sich die Betroffenen die neuen Medikamente oftmals nicht leisten, beispielsweise aufgrund der ungedeckelten Zuzahlung. Wer gar keine Krankenversicherung hat, ist von der Versorgung faktisch ausgeschlossen. Mit Hilfe von Aktivisten und Hilfsorganisationen werde daher weltweit ein globales Netzwerk betrieben, um Patienten mit preiswerteren Medikamenten zu versorgen, schreibt die Frankfurter Rundschau.

Auf diesem Wege könne man zum Beispiel in Indien 170 Tabletten für etwa 2000 Euro bekommen. Der günstige Preis komme dank Käuferclubs zu Stande, die die Virusstatika bei elf Generikaherstellern in Indien zu viel günstigeren Preisen einkauften.

Um den Vertrieb der Tabletten kümmerten sich „Kontaktmänner“, die das Geschäft mit den Betroffenen oder Angehörigen abwickelten. Für den Käufer stellt sich laut Bericht die Frage, wie die Ware nach Europa transportiert werden soll. Denn in Deutschland und einigen EU-Ländern ist der Import von Generika, die nicht für den persönlichen Gebrauch bestimmt sind, verboten. „Wir müssen alle Regeln kennen“, so ein Kontaktmann in Bangkok, der von der Tageszeitung zitiert wird.

Kürzlich hatten Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) sowie weitere Organisationen aus 17 Ländern Einspruch gegen das Patent von Sofosbuvir von Gilead eingelegt. Damit sollen die Herstellung kostengünstiger Generika ermöglicht und den weltweit an Hepatitis C erkrankten Menschen eine bezahlbare Behandlung mit dem lebenswichtigen Medikament zugänglich gemacht werden.