Arzneimittelkriminalität

Impstoffskandal in China

, Uhr
Berlin -

Gepanschte Impfstoffe: Die chinesische Arzneimittelagentur (CFDA) meldete am Freitag Manipulationen an mehr als 650.000 Impfstoffdosen der Dreierkombination gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus.

Die Chargen aus den Herstellungsbetrieben Changchun Changsheng Biotechnology (Charge: 201605014-01) und Wuhan Biological (Charge: 201607050-2) erfüllen nicht den nationalen Standard für die Wirksamkeit, teilte die CFDA mit. Insgesamt wurden 653.120 Impfdosen gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus an die Seuchenbekämpfungs- und Präventionszentren an die Provinzen Shandong in Osten und Heibei im Norden sowie Chongqing einer südwestlichen Gemeinde verkauft.

In die Provinz Shandong wurden etwa 252.000 Impfdosen aus der Produktion von Changchun Changsheng Biotechnology geliefert. Etwa 400.520 Vakzine von Wuhan Biological wurden an die Gemeinde Chongqing verkauft, von denen ein Teil an die Provinz Heibei weitergegeben wurde.

Untersuchungen zufolge geht von den Impfstoffen keine toxische Gefahr aus. Ein Schaden für den menschlichen Organismus wird derzeit ausgeschlossen. Möglicherweise sind die Vakzine jedoch wirkungslos, so ein Sprecher. Die CFDA rief die betroffenen Chargen zurück und rät, die Vakzine nicht mehr zu verwenden. Gefordert wird eine Stellungnahme der Hersteller, wie es zu dem Mangel kommen konnte. Außerdem wird ein Ermittlerteam den Vorfall untersuchen und alle nicht ausgelieferten Impfstoffe der Unternehmen untersuchen. Erste Ergebnisse werden in acht Wochen erwartet.

Eltern bereits geimpfter Kinder können auf einer Online-Platform überprüfen, ob mit einer möglicherweise unwirksamen und minderwertigen Vakzine behandelt wurde. Für den Fall sollen die Kinder eine weitere Impfung erhalten.

Diphtherie-, Pertussis- und Tetanus-Impfstoffe werden in China seit den 60er-Jahren verwendet und sind seit 1978 in die Impfempfehlung aufgenommen. Seit 2007 wurden keine Diphtheriefälle dokumentiert, Pertussis und Tetanus sind rückläufig.

Auch wenn seit 2008 insgesamt 944 Impfstoffchargen behördlich untersucht wurden und etwa 97 Prozent den Vorgaben entsprachen, ist es nicht der erste Impfstoffskandal, der in China für Ausehen sorgt. Bereits im Jahr 2016 soll eine Gruppe aus etwa 300 Verdächtigen aus der Provinz Shandong Impfstoffe nicht nach den Bestimmungen gelagert und transportiert haben. Betroffen waren etwa 25 Vakzine, darunter auch Impfstoffe gegen Hepatitis B, Tollwut und Grippe. Die Ware im Wert von 86 Millionen US-Dollar soll im Zeitraum von fünf Jahren an 24 Provinzen ausgeliefert worden sein.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte