Schweiz

Impfen: Apotheker allzeit bereit?

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Berlin -

Während in Deutschland nach wie vor kontrovers über das Impfen in Apotheken diskutiert wird, erfreut sich das Modell in der Schweiz steigender Beliebtheit. Nach Angaben des Apothekerverbandes Pharmasuisse haben sich in der aktuellen Grippesaison fast 20.000 Kunden für eine Grippeimpfung in der Apotheke entschieden. Und man will mehr. Nun sorgt der Verband allerdings mit dem Werbeslogan „Jetzt impfen ohne Voranmeldung“ für Verärgerung bei einigen Apothekern.

Anlässlich des nationalen Grippeimpftages, der in diesem Jahr erstmals in Arztpraxen und Apotheken gleichzeitig durchgeführt wird, hat der Apothekerverband eine Pressemitteilung herausgegeben. Darin wirbt Pharmasuisse für eine Grippeimpfung in Apotheken. Das zentrale Versprechen: Es gehe ganz spontan und ohne Voranmeldung.

Ein leeres Versprechen? Zumindest einige Winterthurer Apotheker sind jedenfalls verärgert und weisen auf dem Nachrichtenportal nau.ch darauf hin, dass sie Grippeimpfungen ausschließlich mit Terminvereinbarung anbieten würden. Wie das Portal unter Berufung auf die Zeitung Landbote berichtet, trifft dies etwa auf die auf die Filiale von Coop Vitality und die Adler-Apotheke zu. Der Slogan stimme in dieser Pauschalität nicht und sei ein Trugschluss, werden die Apotheker zitiert. In der Winterthurer Bahnhof-Apotheke hingegen könnten Kunden tatsächlich ohne Voranmeldung für die Grippeimpfung vorbeikommen. Bisher habe dies kaum zu Problemen geführt.

Zwar hat Lorenz Schmid, Präsident des Apothekerverbands des Kanton Zürichs und Leiter der TopPharm Apotheke am Paradeplatz, ebenfalls keine Probleme mit dem Werbeversprechen von Pharmasuisse. Dennoch räumte er in dem Bericht ein, dass es kaum möglich sei, dass durchgehend ein entsprechend ausgebildeter Apotheker anwesend sei. Damit die Impfung deshalb nicht verschoben werden muss, würden sich auch manche seiner Kunden im Vorfeld anmelden.

 

Sabine Kuert, Inhaberin der Eiger-Apotheke in Bern und Vorstandsmitglied des Berner Apothekerverbands, äußerte im Bericht Unverständnis über die Diskussion. „Ich finde es sehr schade, dass so vom eigentlichen Vorteil abgelenkt wird“, wird sie zitiert. Schließlich könne man beim Impfen in der Apotheke Opportunitätskosten einsparen. Auch die Niederschwelligkeit könne durch eine rasche, kurzfristige Terminvereinbarung vor Ort stets gewährleistet werden.

Seit 2015 ist das Impfen in Schweizer Apotheken ohne ärztliche Verordnung möglich. Mittlerweile würden nach Angaben von Pharmasuisse über 590 Apotheken das Impfen durch speziell ausgebildete Apotheker anbieten. Aktuell ist die Grippeimpfung in Apotheken ohne ärztliches Rezept in 19 Kantonen möglich. Der Apothekerverband geht davon aus, dass bereits in der Grippesaison 2019/20 die Grippeimpfung ohne ärztliche Verordnung in etwa der Hälfte der rund 1800 Apotheken möglich sein könnte.

Während also im größten Teil der Schweiz heute Apotheker zur Nadel greifen, werden etwa im Aargau in Apotheken grundsätzlich keine Impfungen ohne Anwesenheit eines Arztes durchgeführt. So will es bisher das Gesetz. Es sei sinnvoll, dass sich Leute auch in Apotheken gegen die Grippe impfen lassen könnten. Schließlich sei das ein Kundenbedürfnis, kritisierte Lukas Korner, Präsident des Aargauer Apothekerverbands, die Rechtslage gegenüber der Aargauer Zeitung: „Es ist aufwendiger, wenn man bei den Ärzten einen Termin machen und vielleicht sogar freinehmen muss, um sich impfen zu lassen. In die Apotheke kann man spontan kommen.“

Bereits jetzt würden im Kanton Aargau einige Ärzte mit Apotheken kooperieren: In rund 20 Apotheken werde seit dem 22. Oktober und bis zum 24. November ein Impfservice angeboten. Die Zusammenarbeit während der Grippe-Impfzeit sei zwar eine Verbesserung, sagte Korner, habe aber immer noch Nachteile: „Da von Gesetzes wegen stets ein Arzt anwesend sein muss, kann bei uns das Angebot nicht während der ganzen Öffnungszeit angeboten werden, sondern ist stark eingeschränkt.“

Laut Apothekerverband verfügen derzeit 35 Aargauer Apotheker über eine entsprechende Weiterbildung. „Wir hätten diese Kompetenzen bereits“, betonte Korner im Bericht der Regionalzeitung. Zudem sei die Impfung inzwischen ein Bestandteil des Pharmaziestudiums. Trotz der aufgeführten Vorteile hat der Apothekerverband offenbar dennoch keine konkreten Pläne, das Gesetz zu ändern. Korner kündigte im Bericht lediglich an, die Zusammenarbeit mit den Ärzten zum Vorteil für die Patienten stärken zu wollen.

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