Walgreens Boots Alliance (WBA) hat eine Kooperation mit der US-Supermarktkette Kroger gestartet. Kunden können ab sofort online bei Kroger bestellen und die Waren in der Walgreens-Filiale abholen. Umgekehrt sind Produkte der Kroger-Hausmarke in den Walgreens-Filialen erhältlich. Der Schritt gilt als Reaktion auf Amazon.
„Dieses innovative neue Konzept ist eine Möglichkeit auszuprobieren und zu lernen, während wir ermitteln, wie wir am besten zusammenarbeiten können, um unser Kundenangebot weiter zu verbessern“, erklärt Konzernchef Stefano Pessina. Die Zusammenarbeit erstreckt sich vorerst auf 13 Walgreens-Filialen im nördlichen Kentucky, nahe der Kroger-Firmenzentrale in Cincinatti. Eine genaue Projektdauer wurde nicht genannt, das Konzept werde die nächsten Monate ausprobiert und das Feedback der Kunden in die Evaluation einbezogen.
Kroger ist nach Umsatz die größte – reine – Lebensmittelkette in den USA, 122 Milliarden US-Dollar betrug er im Jahr 2017. Über das gesamte Land verteilt hat die Kette knapp 2800 Filialen. Zum Sortiment gehören auch Drogerieprodukte der Eigenmarke Our Brands, die nun auch in den teilnehmenden Walgreens-Apotheken erhältlich sein sollen. Das Angebot sei komplementär zum bisherigen Portfolio der Apotheken, kündigten beide Konzerne an.
„Das Konzept bringt das Beste der zwei großartigen Marken zusammen“, versichert Kroger-CEO Rodney McMullen. Dabei handle es sich vor allem um Krogers Expertise im Einzelhandel und Walgreens‘ pharmazeutischen Sachverstand. „We arbeiten weiter daran, unser Angebot der sich wandelnden Nachfrage unserer Kunden anzupassen und ein differenzierteres Einkaufserlebnis zu bieten“, erklärt wiederum Pessina. Das Projekt werde auch von weiteren Sonderangeboten, Produktauswahlen und Promotion-Aktionen begleitet.
Der Schritt wird auch als Antwort auf den Druck gesehen, dem Walgreens durch die zunehmende Expansion Amazons in die Gesundheitsbranche ausgesetzt ist. Ende Juni kam der große Paukenschlag, als der Internetgigant mit dem Kauf des Arzneimittelversenders Pillpack in das Versandapothekengeschäft einstieg und die Walgreens-Aktien abermals auf Talfahrt schickte. Pessina reagierte demonstrativ gelassen auf die Nachricht, zeigte aber auch Bereitschaft zur Selbstkritik.
Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, hat eine Reihe wichtiger Aktionäre in den letzten Monaten erheblichen Druck auf Pessina ausgeübt. Er solle neue Ideen und Konzepten liefern, wie man der zunehmend dynamischen Expansion Amazons begegnen könnte. Auch die offenbar direkt bevorstehende Übernahme des Krankenversicherers Aetna durch den Walgreens-Konkurrenten CVS habe den Druck erhöht.
Ein erster Schritt in diese Richtung war der Einstieg in die Telemedizin. Statt nur eine eigene Telemedizin-App anzubieten, setzt der Konzern dabei auf eine Plattform-Lösung, die bereits bestehende Anbieter mit einbezieht. Unter dem Namen „Find Care Now“ kann man über die Website und die App der Apothekenkette Online-Sprechstunden buchen. Es ist das erste mal, dass ein US-Apothekenkonzern ein solches Angebot startet. Ein weiterer Schritt folgte kürzlich, als Walgreens die Kooperation mit dem chinesischen Online-Versandriesen Alibaba bekanntgab. In China kann man nun über dessen Plattform Tmall Global Produkte der Walgreens-Hausmarken No7, Soap Glory und Boots Cucumber bestellen.
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