Deutschland ist Schlusslicht

Hype um Abnehmspritzen: Schweiz auf Platz 1

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Berlin -

Eine Studie der Universität Zürich, die im „JAMA Internal Medicine“ veröffentlicht wurde, analysierte den Verkauf von Abnehmpräparaten in den USA, Kanada, Deutschland und der Schweiz. Die Überraschung: Die Schweiz ist Spitzenreiterin, dabei ist sie das Land mit der geringsten Adipositas-Prävalenz.

Gemäß der Studie stiegen die Verkäufe von Saxenda (Liraglutid) insbesondere im Jahr 2020 steil an. Sie flachten erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 wieder ab, wahrscheinlich bedingt durch Lieferengpässe. In den USA erlebte Wegovy (Semaglutid) nach seiner Zulassung ebenfalls einen schnellen Anstieg der Pro-Kopf-Verkäufe. Dieser war jedoch deutlich niedriger als der von Saxenda in der Schweiz. Im untersuchten Zeitraum war Wegovy beim Spitzenreiter noch nicht zugelassen. Heute setzen Mediziner den Wirkstoff allerdings häufiger ein als zuletzt Saxenda.

Ozempic (Semaglutid) wurde in der Studie ausgeschlossen, da es ursprünglich bei Diabetes Typ 2 eingesetzt wurde.

Schweiz ist Spitzenreiterin

Der größte Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs von GLP-1-Analoga zur Gewichtsabnahme wurde in der Schweiz festgestellt, obwohl die Schweiz die niedrigste Adipositas-Prävalenz in den untersuchten Ländern aufweist. Im Gegensatz dazu gab es in den USA einen etwas geringeren Pro-Kopf-Anstieg der GLP-1-Nutzung, insbesondere bezüglich Semaglutid. Auch in Kanada stieg der Verbrauch an, allerdings nur halb so stark im Vergleich zur Schweiz und den USA. Wie beim Spitzenreiter ist für diesen Anstieg maßgeblich Liraglutid verantwortlich. In Deutschland ist im Beobachtungszeitrum kaum eine Veränderung feststzustellen.

Die Forschenden gehen davon aus, dass die Preise und der Erstattungsstatus unter den drei Vergleichsländern wahrscheinlich zu unterschiedlichen Nutzungsmustern beigetragen haben. Im Januar 2024 waren die geschätzten und gerundeten, jährlichen Behandlungskosten sind wie folgt:

  • USA: 12.600 Euro für Semaglutid, 14.160 Euro für Liraglutid, 7300 Euro für Tirzepatid
  • Kanada: 3150 Euro für Semaglutid, 2900 Euro für Liraglutid
  • Deutschland: 4400 Euro für Semaglutid, 2340 Euro für Liraglutid
  • Schweiz: 1860 Euro für Liraglutid

In den USA, Kanada und Deutschland ist die Erstattung von GLP-1-Analoga zur Gewichtsreduktion begrenzt. In den USA entwickeln sich die Richtlinien der öffentlichen und privaten Kostengträger zwar schnell, die meisten Medicaid-Programme erstatten die Arzneimittel zur Gewichtsreduktion allerdings nicht. In Kanada werden GLP-1-Analoga zur Gewichtsreduktion grundsätzlich nicht erstattet. In Deutschland gelten sie nach wie vor als Lifestyle-Präparate und gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. In der Schweiz wird Liraglutid erstattet, Preisverhandlungen für Semaglutid laufen. Seitdem die Kosten für Liraglutid im Jahr 2021 in der Schweiz getragen werden, stieg auch die Nutzung in der Schweiz.

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