Das australische Gesundheitsministerium stoppt die Kostenübernahme für 17 alternative Behandlungsmethoden, darunter Homöpathie. Schon 2015 kam eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie zu dem Schluss, dass eine nachhaltige Wirkung nicht nachgewiesen werden könne.
Die gesetzliche Krankenversicherung wird in Australien ergänzt durch die privaten Kostenträger. Sie kommen für Behandlungen auf, die von der gesetzlichen nicht gedeckt werden. Die Streichung der alternativen Heilmethoden aus der privaten Erstattung ist Teil einer umfangreichen Gesundheitsreform, die die Kosten in den nächsten vier Jahren um eine Milliarde australische Dollar (etwa 653 Millionen Euro) reduzieren sollen. Künftig werden die Träger keine Zuschüsse mehr für Homöopathie, Yoga, Shiatsu, Tai Chi, Pilates, Rolfing, Feldenkrais, Aromatherapie oder Kinesiologie gewähren. Dies sei nach intensiven Beratungen mit den Versicherungsträgern und dem medizinischen Sektor geschehen, ließ Gesundheitsminister Greg Hunt verlauten.
Die Diskussion, wie sinnvoll diese Kostenübernahmen sind, wird bereits seit Jahren geführt. Kritiker merkten an, dass die Erstattungen auch die Beitragszahler belasten, die keine alternative Behandlungsform in Anspruch nehmen. So trügen sie zu erhöhten Beiträgen bei.
Weiter befeuert wurde sie durch eine von der Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung unter Federführung des leitenden Medizinalbeamten. Die Querschnittsstudie wertete Untersuchungen der letzten Jahre aus. Bei 14 der 17 unter die Lupe genommenen Methoden konnte keine andauernde Wirkung festgestellt werden. Bei der Alexander-Technik, Massagen und manuelle Therapien lagen nach Ansicht des Beamten nicht genug Daten vor, um einen Effekt zu bestätigen.
Betroffene wenden sich gegen die rigorose Streichung. Er leide wegen seiner Multiplen Sklerose unter Muskelverkrampfungen, sagte der Comedian Tim Ferguson dem Sydney Morning Herald. „Yoga ist eine großartige Möglichkeit, meine Muskeln zu strecken und eine gute Zirkulation in einer Abfolge von nicht-invasiven Übungen aufrechtzuerhalten.“ Natürlich könne auch Physiotherapie helfen. „Aber Yoga hat eine unmittelbare Wirkung bei Muskelspastiken.“
Auch in Deutschland hält die Diskussion über die Wirksamkeit von alternativen Heilmethoden an. „Die Homöopathie ist eine wissenschaftlich nicht anerkannte, aber beliebte und verbreitete alternativmedizinische Behandlungsmethode“, schreibt die Barmer auf ihrer Homepage. Auch wenn sie kein Bestandteil des Leistungskatalogs der Krankenkassen ist, gewähren etwa die Barmer und auch TK unter bestimmten Voraussetzungen eine durchgehende homöopathische Behandlung für einen Zeitraum von 24 Monaten. Dafür haben beide Kassen exklusive Verträge mit ausgesuchten Ärzten abgeschlossen.
Eine Untersuchung des Fachblatts PLoS kam jedoch schon 2015 zu dem Schluss, dass ausschließlich homöpathisch versorgte Patienten mehr Kosten verursachten als Patienten, die die Schulmedizin in Anspruch nehmen. Dafür wurden Daten von 44.550 Patienten der TK ausgewertet.
In England will der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) neue Leitlinien für Allgemeinmediziner erstellen. In diesem Rahmen soll die ärztliche Verordnung von Homöopathika verboten werden. Der NHS hat eine „schwarze Liste“ veröffentlicht, die Präparate mit geringem Nutzen, fehlender Evidenz und/oder zu hohen Kosten beinhaltet. Unter anderem sind in der Liste Omega-3-Fettsäuren und Fischöle, Glucosamin und Chondroitin zu finden, aber auch Arzneimittel wie Liothyronin gegen Schilddrüsenerkrankungen, Doxazosin und Perindopril gegen Bluthochdruck, Dosulepin und Trimipramin bei ZNS-Störungen sowie Lidocain-Pflaster Fentanyl, Tramadol/Paracetamol und Oxycodon/Naloxon gegen Schmerzen. Neben nicht näher genannten pflanzlichen Arzneimitteln wurde auch die Homöopathie aufgenommen. Mediziner werden angehalten, diese Präparate nicht mehr zu verordnen.
Die Meinungen zur Sinnhaftigkeit von Homöpathie gehen weit auseinander, zeigt auch eine Umfrage von APOTHEKE ADHOC vom Juli. 44 Prozent der Teilnehmer finden die Therapieform gut und eine „wichtige Alternative zur Schulmedizin“. Mehr als jeder Vierte, nämlich 28 Prozent, bezeichnen Homöopathika als „teure Placebos“, die „in der Apotheke nichts zu suchen“ hätten. Weitere 22 Prozent sind noch radikaler: Für sie ist die Alternativmedizin „Hokospokus“, der besser verboten werden sollte.
7 Prozent der Teilnehmer sind zwar keine Fans der Homöopathie, lassen die Anwender aber damit in Ruhe: „Nicht mein Ding, aber wem es hilft…“ Auch bezeichnend: „Keine Meinung“ wählten 0 Prozent. An der Umfrage nahmen insgesamt 918 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.
APOTHEKE ADHOC Debatte