HIV: Zweiter Mensch gilt als geheilt Alexandra Negt, 14.03.2020 09:29 Uhr
2011 galt Timothy Brown als erster geheilter Patient, neun Jahre später gibt es einen zweiten Menschen, der von HIV geheilt wurde: Adam Castillejo erhielt anstatt einer leitliniengerechten antiretroviralen Therapie eine Stammzelltherapie. Aktuell ist der „Londoner Patient“ im dreißigsten Monat frei von dem Virus.
Stammzelltherapie als Schlüssel
Die Stammzelltransplantationen scheinen zu verhindern, dass sich das Virus im Körper vermehren kann. Die Immunzellen des Patienten werden durch Spenderzellen ersetzt, welche auf das Vorhandensein von HI-Viren nicht ansprechen – es kommt zu keiner Infektion.
Der leitende Forscher Professor Ravindra Kumar Gupta von der Universität Cambridge sagte zum Therapieerfolg: „Dies stellt eine HIV-Heilung mit fast absoluter Sicherheit dar. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Erfolg der Stammzelltransplantation als Heilmittel gegen HIV, über den erstmals vor neun Jahren beim Berliner Patienten berichtet wurde, wiederholt werden kann.“
Stammzelltherapie bleibt risikoreich
Die Behandlung mit Stammzellen kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht als Heilmittel für alle Betroffenen angesehen werden. Der Therapieansatz wurde hauptsächlich zur Behandlung von Krebs genutzt – die Behandlung einer Virusinfektion ist ein relativ neues Forschungsgebiet. Es handelt sich laut Angaben der Wissenschaftler um eine Hochrisikobehandlung, die als letztes Mittel für Patienten mit HIV eingesetzt werden kann und für solche Patienten vorbehalten ist, die auch an lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs leiden. Experten gehen davon aus, dass diese Therapieart wahrscheinlich nicht für Patienten angeboten werden wird, die eine antiretrovirale Behandlung erhalten.
Proben beinhalten weiterhin Erbgut
Das Team um Gupta fanden in einigen Gewebeproben noch Teile des Erbguts des Virus. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei um „fossile“ DNA-Stränge handelt. Diese seien nicht mehr vermehrungsfähig. Da die Anzahl der HIV-spezifischen Antikörper stark zurück gegangen war, konnte davon ausgegangen werden, dass das Virus aus dem Körper des Patienten verschwunden sei.
Stammzelltherapie
Unter der Stammzelltherapie werden alle medizinischen Therapieverfahren zusammengefasst, bei der Stammzellen der zentrale Bestandteil der Behandlung sind. Die bekannteste Art der Stammzelltherapie ist die Behandlung der Leukämie. Die Isolierung von Stammzellen ist sowohl aus embryonalem, als auch aus adultem Gewebe möglich.
Antiretrovirale Therapie als Standard
Bei der Behandlung von HIV kommt die antiretrovirale Therapie (ART) zum Einsatz: Sie hemmt die Vermehrung der Viren im Körper und verhindert somit die Entstehung von Aids. Es werden immer mehrere Wirkstoffe kombiniert, die an unterschiedlichen Stellen der Virusvermehrung ansetzen. Zum Einsatz kommen beispielsweise CCR5-Korezeptorblocker und Fusionshemmer: Sie gehören zu den sogenannten „Entry-Hemmern“ die das Virus daran hindern, sich an die Körperzellen zu binden und in sie einzudringen. Reverse-Transkriptase-Hemmer verhindern zudem die Anpassung des HIV an das Erbgut der menschlichen Zelle. Sie werden unterteilt in Nukleotid- und Nukleosidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) und Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs). Außerdem können Integrase-Hemmer und Protease-Hemmer zum Einsatz kommen, die auf verschiedene Weisen die Virusvermehrung unterbinden.