Aids-Prävention

HIV-Selbsttests auch in Schweizer Apotheken

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Berlin -

Österreich hat schon vorgelegt, Deutschland soll nach Willen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Herbst folgen. Seit heute dürfen auch in der Schweiz HIV-Selbsttests abgegeben werden. Die Heilmittelbehörde Swissmedic gab dafür am Vortag grünes Licht. Offiziell ausdrücklich empfohlen wird der Kauf in Apotheken und Drogerien.

Bislang durften HIV-Tests in der Schweiz nur in einem professionellen Umfeld durchgeführt werden. Dazu zählten Arztpraxen, Spitäler, aber auch Beratungsstellen wie Aidshilfen. In Zukunft könne jeder mit einem Selbsttest in den eigenen vier Wänden überprüfen, ob er sich womöglich mit HIV angesteckt habe. Die Zulassung erfolgt auf Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Beide Institutionen erwarten, „dass der einfachere Zugang zu HIV-Tests mehr Menschen dazu bewegen wird, eine allfällige HIV-Infektion abzuklären – im Interesse der öffentlichen Gesundheit und der eigenen Gesundheit“, so die Verlautbarung von Swissmedic.

„Eine rechtzeitige und wirksame Therapie kann verhindern, dass Betroffene an Aids erkranken“, sagt dazu das BAG. „Zudem können Betroffene unter wirksamer Therapie HIV nicht übertragen. Deshalb kommt einer möglichst frühzeitigen Diagnose von Infizierten entscheidende Bedeutung zu.“ Nach Schätzungen lebe aber in der Schweiz maximal ein Fünftel der Infizierten im Glauben, HIV-negativ zu sein.

„Erfahrungen in mehreren Ländern haben gezeigt, dass mit HIV-Selbsttests Menschen erreicht werden können, die sich sonst möglicherweise nicht testen lassen“, so Swissmedic. Die Heilmittelbehörde bewilligt darum „die Abgabe von HIV-Tests zur Eigenanwendung, sofern sie die gesetzlichen Vorgaben erfüllen“. Konform seien Selbsttests, die eine CE-Kennzeichnung auf der Packung hätten und eine Gebrauchsanweisung enthielten. Zudem müsse vermerkt sein, dass der Test zur Eigenanwendung vorgesehen respektive geeignet sei.

Zu jedem Selbsttest müssten entsprechende Begleitinformationen abgegeben werden. Darin müsse unter anderem erklärt werden, dass ein positives Testergebnis auf eine wahrscheinliche Ansteckung mit HIV hinweise. „Betroffene werden angewiesen, sich so rasch wie möglich an einen Arzt oder eine Ärztin zu wenden und das Ergebnis aus dem Selbsttest mit einem Labortest überprüfen zu lassen“, so die Heilmittelbehörde.

In der Schweiz werden HIV-Selbsttests auch im Internet erhältlich sein. BAG und Swissmedic empfehlen jedoch, die Tests in Apotheken oder Drogerien zu beziehen. Hier sei eine persönliche Beratung möglich und das Risiko, einer Produktfälschung aufzusitzen, minimal. Mit den Selbsttests kann eine Infektion etwa zwölf Wochen nach einer Ansteckung festgestellt werden. Das Ergebnis liegt innerhalb von 15 Minuten vor.

Seit Anfang Juni sind Selbsttests bereits in Österreich zugelassen und rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. Anders als in der Schweiz ist weder ein Kauf in der Drogerie noch im Onlinehandel erlaubt. Geht es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wird Deutschland im Herbst nachziehen. „Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids“, sagte Spahn. „Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden.“ In Deutschland leben nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa 12.700 Menschen mit HIV, ohne es zu wissen. Um die Selbsttests für den Heimgebrauch zugänglich zu machen, muss die Medizinprodukteabgabeverordnung geändert werden.

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