Hinrichtung nur mit Pentobarbital APOTHEKE ADHOC, 19.07.2012 11:34 Uhr
Erstmals ist in Texas ein Mann nur mit dem Medikament Pentobarbital hingerichtet worden. Dem zum Tode verurteilten und offenbar geistig behinderten 33-Jährigen wurde statt der sonst üblichen drei Substanzen ausschließlich das Barbiturat gespritzt, wie der Spiegel in seiner Online-Ausgabe berichtet. In hoher Dosierung tritt dabei der Tod durch Atem- und Herzstillstand ein. Der Stoff wird sonst zum Einschläfern von Tieren verwendet.
Das Gefängnis in Texas wich demnach von der seit 1982 üblichen Verabreichung ab, weil bei einer der sonst eingesetzten Substanzen die Haltbarkeit abgelaufen war. In den USA werden bei Hinrichtungen drei verschiedene Medikamente hintereinander intravenös verabreicht. Die Bundesstaaten müssen sich bei den Exekutionen an Protokolle halten, in denen die Präparate festgelegt sind. Schon seit einiger Zeit zeichneten sich Engpässe bei den verwendeten Medikamenten ab.
Wegen der Anti-Folter-Verordnung, die seit 2005 in der Europäischen Union gilt, können US-Haftanstalten weder das Narkosemittel Thiopental-Natrium noch Pentobarbital aus Europa beziehen. Die Verordnung verbietet zudem auch die Ausfuhr von Amobarbital und Secobarbital.
Der einzige US-Hersteller von Pentobarbital hatte im Herbst 2011 bereits wegen wachsender Proteste die Produktion eingestellt. Als Ersatz wollten einige US-Bundesstaaten das Narkosemittel Propofol einsetzen – doch auch da gibt es Engpässe. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten anderer Hersteller ist Fresenius Kabi momentan der einzige Anbieter von Propofol in den USA. Der Konzern hatte indes darauf hingewiesen, dass das Narkotikum nicht an Gefängnisse, sondern direkt an Krankenhäuser oder Großhändler geliefert werde.
Im März 2011 hatte Ohio als erster US-Bundesstaat Pentobarbital in einer Ein-Gift-Spritze bei Hinrichtungen verwendet. Auch in weiteren Staaten wie Texas und Oklahoma wird das Medikament zur Vollstreckung der Todesstrafe verwendet.