Schweiz

Hanf-Zigi-Boom

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Berlin -

Vom Großvater und der Tradition des Schweizer Tabakanbaus inspiriert, brachte der ehemalige Lehrer Roger Koch die Marke „Heimat“ auf den Markt. Die Zigaretten werden zu 100 Prozent aus Schweizer Tabak gefertigt. Vor einigen Wochen dann der zweite Streich – die erste Hanfzigarette erobert die Schweiz. Zwischen Boom und Euphorie werden Warnungen und Kritiker laut.

Pro Woche werden in Steinach etwa 10.000 Päckchen der Hanfzigaretten hergestellt – zu wenige, um die große Nachfrage zu decken. Diese sei drei bis fünfmal so hoch. „Wir wurden völlig überrollt“, so Koch. Der Unternehmer verdoppelte die Zahl der Angestellten und stellte auf Schichtbetrieb um. Verkauft werden die Glimmstängel im Online-Shop sowie in den Schweizer Supermärkten von Coop und Spar. Eine Schachtel zu 20 Zigaretten kostet 19,90 Schweizer Franken – umgerechnet 18 Euro.

Der offizielle Verkaufsstart der Hanf-Zigi war der 24. Juli. Das Produkt hat einen Tetrahydrocannabinol (THC)-Gehalt von unter einem Prozent und ist somit in der Schweiz legal. Die Zigarette „schmeckt wie ein Joint“, so Koch. „Es soll nicht penetrant sein, aber dennoch fein nach Hanf schmecken und riechen“, wird der Gründer in den Schweizer Medien zitiert. Für den Geschmack sorgt der hohe Cannabidiol (CBD)-Gehalt – vier Gramm kommen auf 20 Zigaretten. CBD macht jedoch nicht high.

In der Schweiz und der Welt sorgen die Hanf-Zigaretten nun für Furore. Der Zoll warnt vor der Einfuhr nach Deutschland. Denn hier sind die Glimmstängel aus zwei Gründen verboten. Zum einen unterliegt THC, unabhängig von der Konzentration, der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV), zum anderen ist CBD in der Anlage 1 der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) aufgeführt. Wer also die Zigaretten einführt, begeht eine Straftat. Wer erwischt wird, muss mit einer Geld- oder gar Freiheitsstrafe rechnen. Eine Schonfrist sieht das Gesetz nicht vor.

Nicht nur der Zoll warnt vor den Zigaretten, sondern auch Schweizer Präventionsexperten. Sie sehen in dem Produkt eine Verharmlosung des Joints. Zudem sei das Lifestyleprodukt so schädlich wie herkömmliche Zigaretten und die Langzeitwirkung von CBD noch unbekannt. „Weil die Hanf-Zigaretten den gleichen Geschmack haben wie Drogenhanf, kann ein gewisser Gewöhnungseffekt nicht ausgeschlossen werden“, teilte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit mit.

Koch hält dagegen: „Mich stört dieser ganze Betreuungswahn“, wird der fünffache Vater zitiert. „Man bringt Jugendliche nicht zur Mündigkeit, wenn man sie vor allem bewahrt.“

Im Tessin sind die Zigaretten aus den Regalen verschwunden – für den Verkauf von Hanfprodukten benötigt man im Kanton eine extra Bewilligung. Weil diese fehlte, musste der Verkauf eingestellt und die Ware von der Polizei beschlagnahmt werden. Dennoch feiern die Zigaretten der Koch & Gsell Tabakfabrikanten AG der Schweiz ein wahren Hype.

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