In Deutschland sind die Labore an ihren Kapazitätsgrenzen. Omikron führt aktuell täglich zu neuen Höchstwerten bei den Infektionszahlen. Nicht selten wartet man – vor allem in Hotspots – fünf oder mehr Tage auf das Ergebnis. Ein Blick nach Österreich zeigt, dass es auch anderes gehen kann. Gurgeltests werden dort bereits seit Monaten eingesetzt. Durch spezielle Pooling-Verfahren können Kapazitäten erweitert und Wartezeiten verkürzt werden. Durchführen kann den Test jeder – ein Gang zum Arzt oder in die Apotheke ist nicht nötig.
Deutschland hat bis jetzt auf die Antigen-Schnelltest-Vortestung beim Thema PCR-Test gesetzt. Personen, die einen positiven Antigen-Schnelltest hatten, müssen eine Probe für einen PCR-Test abgeben. Mitunter kann dieser Abstrich gleich im Testzentrum, oder in der Apotheke genommen werden. In vielen Fällen heißt es für den/die Betroffene jedoch: Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt oder einer speziellen Covid-Praxis für eine Terminvereinbarung. Liegt das positive Schnelltestergebnis an einem Freitag oder am Wochenende vor, so beginnt zunächst die selbstauferlegte Quarantäne. Aufgrund der aktuell stark steigenden Infektionszahlen muss vielerorts mehrere Tage auf das Testergebnis gewartet werden.
Anders in Österreich: Bereits vor über einem Jahr entschied man sich hier für die Fokussierung auf Gurgeltests. Das Testkit von Lead Horizon kann an zahlreichen Stellen im ganzen Land gegen Vorlage eines Barcodes abgeholt werden. Personen, die einen PCR-Test benötigen, können sich online registrieren und bekommen einen Barcode zur Abholung eines Tests. Die Probennahme erfolgt zu Hause. Medizinsiches, pharmazeutisches oder sonstiges geschultes Personal wird nicht benötigt. Nach dem Gurgeln kann die Probe an ebenso vielen Stellen im ganzen Land abgegeben werden. Allein in Wien kann die Abgabe an über 600 Stellen erfolgen. Zweimal täglich werden die Proben abgeholt und in die Labore gebracht. Ein Ergebnis liegt binnen 24 Stunden vor. Wartezeiten von mehreren Tagen kennt man in Österreich nicht.
Das Partnerlabor Lifebrain analysiert aktuell täglich durchschnittlich 300.000 Gurgel-Test-Proben allein in Wien. Dabei sind noch Kapazitäten frei – bis zu 800.000 Proben pro Tag könnten ausgewertet werden.
Die Strategie des Poolings zur Kapazitätserweiterung und zur schnelleren Ergebnismitteilung konnte sich in Deutschland nicht wirklich durchsetzen. An Schulen wurde das Prinzip immer wieder diskutiert, teilweise auch durchgeführt, aber am Ende entschieden sich die Bundesländer für eine Testung mittels Nasen- oder Speicheltest von zu Hause aus. Dabei steckt im Pooling-Verfahren viel Potential. Insbesondere jetzt, wo die Infektionszahlen in die Höhe schnellen und es in vielen Betrieben aufgrund von zunächst selbstauferlegten Quarantänen zu zahlreichen Personalausfällen kommt. Beim Gurgeltest von Lead Horizon wurden bis vor kurzem immer zehn Proben auf einmal getestet. Lag ein positives Ergebnis vor, so wurden die Restmengen aller Proben erneut einzeln getestet. Da es seit der Omikron-Welle zu einem höheren Anteil positiver Tests kommt sind die Labore auf Pooling-Mengen von sieben Proben umgestiegen.
In Deutschland ist es vor allem der Anbieter Corona-Freepass der auf PCR-Gurgeltests statt nasopharyngealen Abstrich setzt. Doch die Teststationen sind nicht deutschlandweit verteilt. In zahlreichen Städten steht überdies nur das Testverfahren des klassischen Bürgertests zur Verfügung. Laut Anbieter liegt das Ergebnis in der Regel 36 Stunden nach Probennahme vor. Diese erfolgt jedoch nur an bestimmten Orten wie Testzentren oder Zahnarztpraxen (Berlin) und schließt somit symptomatische Patient:innen aus.
PCR-Test für alle: Deutschland könnte beim vermehrten Einsatz von Gurgeltests den Anspruch auf PCR-Tests für alle mitunter weiterhin aufrechterhalten. Eine Priorisierung von bestimmten Proben (besonders vulnerable Gruppen, Ärzt:innen und Pfleger:innen) könnte gegebenenfalls entfallen. Die Logisitik der Probenabholung müsste natürlich aufgebaut werden, der Prozess könnte von Österreich übernommen werden.
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