Adventskalender gegen Arzneimittelfälschungen APOTHEKE ADHOC, 06.12.2016 14:42 Uhr
Pünktlich zum Beginn der Vorweihnachtszeit lancierte die britische Arzneimittelbehörde MHRA einen Adventskalender der besonderen Art. Hinter jedem Türchen versteckt sich eine Warnung vor illegalen Medikamenten und ihren Risiken. Das gefährlichste Einfallstor für die Mittel sei das Internet.
Gleich hinter dem ersten Türchen versteckt sich eine Warnung vor zwielichtigen HIV-Selbsttests. Diese sollte man besser von vertrauenswürdigen Quellen beziehen, lautet die Empfehlung der Arzneimittelbehörde. Sie rät außerdem dazu, auf die CE-Kennzeichnung zu achten. Sollte man es in der Weihnachtszeit mit dem Naschen etwas übertrieben und paar Pfunde mehr auf den Rippen haben, sollte man auf Diätpillen verzichten. Denn sie könnten ernsthaften Nebenwirkungen haben. Dieser Hinweis versteckt sich hinter dem zweiten Türchen.
Und so geht es munter weiter. Hinter dem dritten Türchen findet man die Empfehlung, bei Kondomen ebenfalls an die CE-Kennzeichnung denken. Dann würde auch das weihnachtliche Liebes-Abenteuer ohne solch ernste Konsequenzen wie Genitalherpes bleiben.
Vornehmlich im Internet wird mit einem Stoff gehandelt, der schnell und sicher braun macht. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das unter die Haut gespritzt, die begehrte Hautfärbung hervorruft. Doch das Mittel ist nicht zugelassen, mögliche Nebenwirkungen sind noch nicht erforscht. Die MHRA geht davon aus, dass mehr als 35.000 Dosen nicht lizensierter Arzneimittel für Bräunungsspritzen verwendet werden. Davor warnt die Aufsichtsbehörde hinter dem fünften Türchen.
Der Adventskalender soll auf die FakeMed-Kampagne der MHRA aufmerksam machen, die die Behörde im August gestartet hat. Sie soll junge Erwachsene über die Gefahren aufklären, die beim Kauf von Arzneimittelns über das Internet lauern. Denn mehr als die Hälfte medizinischer Produkte, die online erworben werden, seien gefälscht oder nicht lizensiert. Außerdem soll die Kampagne aufzeigen, wie und wo man sicher Medikamente und Medizinprodukte kaufen kann.
Nach aktuellen Erkenntnissen der MHRA halten sich die Käufer zwar für internetaffin, aber drei Viertel der Bevölkerung sind sich des Problems Arzneimittelfälschungen nicht bewusst. Wie groß die Risiken sind, belegt die Arzneimittelbehörde mit einigen Zahlen: So seien 2016 bereits rund 5000 Webseiten gesperrt worden, über die gefälschte oder illegale Arzneimittel und Medizinprodukte vertrieben wurden. Im Rahmen der Operation Pangea, der alljährlich stattfindenden internationalen Aktion gegen den Online-Verkauf von gefälschten und illegalen Arzneimitteln und Medizinprodukten unter der Leitung von Interpol, habe die MHRA mehr als 31.000 Dosen von Narkolepsie-Medikamenten beschlagnahmt.
Bei der FakeMed-Kampagne ging es bisher vor allem um fragwürdige Diätpillen, die als Wundermittel angepriesen werden. Vor allem Frauen zwischen 18 und 30 Jahren würden darauf hereinfallen und die Schlankheitspillen kaufen. Die MHRA hat eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr über 240.000 Dosen nicht lizensierter Diätmittel beschlagnahmt und über 2000 unautorisierte Online-Händler gesperrt.