Großhandel

Noweda geht in die Schweiz

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Berlin -

Erst ganz Deutschland, dann Luxemburg und jetzt die Schweiz: Die Noweda expandiert. Die Genossenschaft aus Essen steigt beim schweizerischen Pharmagroßhändler PharmaFocus ein, der ebenfalls komplett in Apothekerhand ist. Die Noweda erwirbt für einen unbekannten Kaufpreis von den Firmengründern Marco Lardi und Andreas Tschan die Hälfte der Anteile. Die beiden Apotheker sollen das Unternehmen weiter leiten; für die Kunden des Großhändlers ist eine Beteiligung an der Noweda angedacht. Beim geplanten Ausbau des Geschäfts setzt das Management ganz auf die Karte der Unabhängigkeit.

PharmaFocus hat rund 200 Apotheker als Aktionäre und 400 Kunden in der gesamten Schweiz. Mit 20 Mitarbeitern und einem Umsatz von 80 Millionen Schweizer Franken (65 Millionen Euro) ist das Unternehmen bislang aber von untergeordneter Bedeutung. Derzeit liefert PharmaFocus einmal täglich, das Portfolio umfasst mit rund 5000 Artikeln nur einen ausgewählten Teil des Gesamtsortiments.

Mit dem neuen Partner will PharmaFocus jetzt Gas geben – und sich voll auf die unabhängigen Apotheken konzentrieren. Neben dem derzeitigen Logistikzentrum in Münchenstein bei Basel soll eine neue Niederlassung in der französischen Schweiz entstehen. Dadurch sollen die Lagerkapazitäten und das Sortiment deutlich erweitert und die Lieferhäufigkeit auf zwei Touren pro Tag erhöht werden. Ziel sei es, als Vollsortimenter der beste Großhandel für die unabhängigen Apotheker zu werden, so Lardi.

PharmaFocus will den Apothekern im Markt eine Alternative zu den bestehenden Strukturen mit Ketten- und Kapitalinteressen bieten. „Mit der Beteiligung der Noweda reagieren wir auf die großen Herausforderungen, die die Änderungen im Gesundheitswesen mit sich bringen.“

Der Zeitpunkt ist dem Firmenchef zufolge günstig: Nachdem die Branche in den vergangenen Jahren unter Druck war, sei jetzt Wachstum angesagt. „Das wollen wir nicht verpassen. Jetzt ist Geschwindigkeit gefragt.“

Laut Lardi hat PharmaFocus zwar noch einen geringen Marktanteil, aber eine Präsenz in vielen unabhängigen Apotheken. „Das ist ein großer Hebel, den wir nutzen wollen.“ Für ihn kommen alle unabhängigen Apotheken als potenzielle Kunden in Betracht, das sind 1200 der insgesamt 1700 Apotheken.

Lardi und Tschan wollen die Position der unabhängigen Apotheken stärken und damit die Selbstständigkeit für den pharmazeutischen Nachwuchs wieder attraktiv machen. Als einziger Anbieter, der sich ausschließlich an selbstständige Apotheker richte, sei PharmaFocus ohne Alternative: Während Galenica und Amedis eigene Apothekenketten betrieben, beliefere der Privatgroßhändler Voigt auch dispensierende Ärzte.

Das Engagement und die geschäftspolitische Ausrichtung von PharmaFocus im Sinne der inhabergeführten Apotheken decke sich uneingeschränkt mit der eigenen Philosophie, so Noweda-Chef Wilfried Hollmann. „Wir sehen in der Beteiligung großes Potenzial. Mit den Möglichkeiten der Noweda können und werden wir gemeinsam das Angebot für die selbstständigen Apotheker in der Schweiz deutlich ausbauen.“

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