Alle Arzneimittel für einen Patienten fertig zusammengestellt in einer Tüte: In den Niederlanden setzen immer mehr Apotheken auf patientenindividuell konfektionierte Arzneimittel. Bei Dauerverordnungen lohnt sich das sogenannte „Central Filling“. Die Päckchen werden beim Großhändler zum Teil vollautomatisch zusammengestellt und in der Apotheke vor der Abgabe kontrolliert.
Etwa 70 Prozent der Verordnungen in den Niederlanden sind nach Schätzungen aus der Branche Wiederholungsrezepte. Da die meisten Kunden wegen der vergleichsweise geringen Apothekendichte immer dieselbe Apotheke aufsuchen, können sich die Pharmazeuten gut auf die Dauerverordnungen einstellen: Eine Anfrage beim behandelnden Arzt genügt, um das Rezept zu verlängern. Der Auftrag kann elektronisch an die „Central-Filling“-Station übermittelt werden.
Mediq, Großhändler und Betreiber der größten Apothekenkette in den Niederlanden, kommissioniert mit Automaten der Firma Robopharma für mehr als 200 Apotheken. Einer Sprecherin zufolge lassen sich rund 170 der eigenen Apotheken sowie mehr als 40 externe mit konfektionierten Arzneimitteln beliefern. Bei der Abgabe kann zudem ein Schließfach-System zum Einsatz kommen. Auch die Kettenapotheken von Escura (Phoenix) und Alliance Boots können sich von ihrer Großhandlung mit fertigen Päckchen beliefern lassen. Die Haftung bleibt allerdings immer beim Apotheker.
Der Großhändler Pluripharm arbeitet mit dem Automatenhersteller KLS zusammen. Das „Central Filling“ läuft dabei vollautomatisch; gerade einmal drei Mitarbeiter versorgen 45 Apotheken. Für die Abgabe kann zudem das Terminal „Medicomaat“ genutzt werden.
Ganz billig ist „Central Filling“ für die Apotheken allerdings nicht. Zwischen 80 Cent und 1 Euro pro Rezeptzeile zahlen Apotheken für die Dienstleistung. Dabei werden im Durchschnitt 2,4 Packungen desselben Arzneimittels verordnet, da es in den Niederlanden fast ausschließlich Kleinpackungen gibt.
Bei 200 Rezeptzeilen pro Werktag sind das rechnerisch 4000 Euro Ausgaben monatlich für das „Central Filling“. Das lohnt sich nicht für alle Apotheken, zumal den Pharmazeuten wie ihren Kollegen in Deutschland 2011 der Abschlag gekürzt wurde - von 7,61 Euro auf 7,50 Euro.
Gerade für unabhängige Apotheker mit mehreren Filialen oder lose Zusammenschlüsse mehrerer Apotheken kann es sich deshalb lohnen, die automatische Konfektionierung der Dauerverordnungen selbst zu übernehmen. Der deutsche Automatenhersteller Willach bietet mit seinem Kommissionierer entsprechende Lösungen für das sogenannte „Local Central Filling“. Konkurrent Rowa ist ebenfalls am Markt aktiv. Sogar das in Deutschland weitgehend verbotene Abgabeterminal Visavia kommt einem Sprecher zufolge in zwei Apotheken zum Einsatz.
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