Während am Montag in Prag Europas Pharmagroßhändler über die Zukunft der Branche diskutierten, kündigte der schweizerische Pharmakonzern Novartis in Großbritannien allen Logistikern außer AAH und UniChem die Partnerschaft. Während die Wettbewerbsbehörde kein Problem in den entsprechenden Verträgen sieht, werfen die ersten Unternehmen das Handtuch.
Novartis ist nach Pfizer, Sanofi-Aventis und AstraZeneca bereits der vierte internationale Pharmakonzern, der die Auslieferung seiner Produkte selbst bestimmt. Rund 30 Prozent des britischen Apothekenmarktes sind mittlerweile dem klassischen Großhandelsgeschäft entzogen. Von den Verträgen profitieren bislang ausschließlich die drei paneuropäischen Handelskonzerne: UniChem (Alliance Boots) ist bei allen Verträgen dabei, Celesio-Tochter AAH nun bei drei Herstellern im Boot. Auch Phoenix hat sich an einem Vertrag beteiligt.
Der Ausschluss Dritter hinterlässt bereits erste Spuren in der britischen Großhandelslandschaft. Im März verkaufte der Familienbetrieb Munro Wholesale seine Apotheken an die Celesio-Beteiligungsgesellschaft Admenta, im April ging das Großhandelsgeschäft an Phoenix. Firmenchef John Cochrane begründete den Rückzug des Traditionsunternehmens mit den unerwarteten Änderungen des Jahres 2007, sprich den DTP-Konzepten der großen Hersteller. Trotz eines allgemeinen Wachstums im Pharmagroß- und -einzelhandel müsse man zur Kenntnis nehmen, dass sich die Grundfeste der Branche gegen unabhängige und regionale Akteure richteten.
Wenige Monate zuvor hatte die britische Wettbewerbsaufsicht in einem Bericht zwar auf mögliche Konsequenzen des Exklusivvertriebsmodells hingewiesen, jedoch keine Gefahr für Wettbewerb, Preisbildung und Versorgungssicherheit gesehen. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis dem nächstem der wenigen verbliebenen privaten Großhändler in Großbritannien die Luft ausgeht.
APOTHEKE ADHOC Debatte