Die britische Unternehmensgruppe Virgin baut ihre Aktivitäten im Gesundheitswesen aus: Virgin hat in einer Boots-Apotheke im englischen Milton Keynes eine Praxis für Geschlechtskrankheiten und Sexualberatung eröffnet. Immer häufiger werden in Großbritannien Teile der regionalen Versorgungsaufträge an Privatunternehmen vergeben. Die Bevölkerung sieht diese Entwicklung teilweise skeptisch.
Um Geld einzusparen, lagern regionale Ableger des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) die Versorgung und Beratung an private Anbieter aus, Praxen für Geschlechtskrankheiten und Sexualberatungen sind dafür nur ein Beispiel. In vielen Fällen übernehmen Privatkliniken oder andere regionale Anbieter den Aufbau der Praxen. Auch in Kooperation mit Apotheken werden zuweilen Polikliniken oder Arztpraxen eröffnet.
Virgin scheint insbesondere im Bereich der Behandlung von Geschlechtskrankheiten ein neues Geschäftsfeld erkannt zu haben: Über die Tochterfirma „Virgin Care“ hat die Unternehmensgruppe Medienberichten zufolge bereits regionale Versorgungsaufträge mit einem Volumen von mehr als 13 Millionen Britischen Pfund (rund 15,4 Millionen Euro) übernommen. Nach Milton Keynes sollen weitere Praxen in Surrey, Oldham, Teesside und Linconshire folgen.
Zum ersten Mal hat Virgin eine der Praxen nun in einer Apotheke eröffnet. Die Zusammenarbeit überrascht nicht: 2008 hatten Boots und Virgin zu einer Gruppe von Unternehmen gehört, die mit dem damaligen Gesundheitsminister Lord Darzi über Alternativen für Allgemeinarztpraxen diskutiert hatten.
Insgesamt soll Virgin einem Bericht der „Financial Times“ zufolge inzwischen mehr als 100 Gesundheitsdienstleistungen anbieten, die ehemals vom NHS durchgeführt wurden. Neben Hausarzt- und Zahnarztpraxen sollen inzwischen auch Heimversorgungsverträge an den privaten Anbieter vergeben worden sein.
Nicht alle Engländer begrüßen diese Entwicklung: Im vergangenen Jahr hatte eine Mutter zweier Kinder gegen die Vergabe eines Versorgungsauftrages an Virgin geklagt. Der Konzern will die kinderpsychiatrische Versorgung im südenglischen Devon übernehmen.
Die Mutter klagte, weil sie negative Auswirkungen auf die psychiatrische Behandlung ihrer Kinder befürchtete. Ein regionales Gericht bestätigte die Auftragsvergabe an Virgin, die Mutter will nun vor das Oberste Gericht Englands ziehen.
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