Großbritannien

OTC-Hersteller kauft Apotheke APOTHEKE ADHOC, 22.08.2014 13:53 Uhr

Berlin - 

Eine eigene Apotheke: Davon träumen nicht nur Pharmazeuten, sondern auch Pharmahersteller. Zumindest als Testlabor für die eigenen Produkte und Vermarktungsstrategien ist die Offizin interessant. GlaxoSmithKline (GSK) hat in London vor einigen Monaten ein „Shopper Science Lab“ eingerichtet. Omega geht einen Schritt weiter: Der belgische OTC-Hersteller hat jetzt eine echte Apotheke gekauft.

Omega hat die Warman-Freed-Apotheke im Londoner Stadtteil Golders Green übernommen. Von dem Kauf verspricht sich der Hersteller praktische Einblicke in die Funktionsweise einer öffentlichen Apotheke und in das Kaufverhalten der Kunden. Warman-Freed werde die erste öffentliche „learning pharmacy“.

Zunächst soll sich in der Apotheke nicht allzu viel ändern. Es gehe im ersten Schritt darum, anhand der Erfahrungen der Kunden herauszufinden, wie die Apotheke als Einzelhändler im lokalen Umfeld genutzt werde. Untersucht werden soll unter anderem, wie lange die Kunden bleiben, welche Produkte beliebt sind und welche Dienstleistungen verbessert werden müssen. Erst auf dieser Grundlage soll das Geschäft umgestaltet werden.

Unter die Lupe genommen werden sollen alle Bereiche. Laut Omega gibt es solche detaillierten Einblicke in das Kundenverhalten sonst nirgends in der Branche. Die Erkenntnisse will der Hersteller mit anderen Apotheken und deren Partnern teilen, sodass diese nicht nur ihren Cash-Flow und ihr Bestandsmanagement verbessern, sondern auch ihre Beziehung zu Ärzten und Pflegeheimen intensivieren können.

Mit dem Kauf will sich Omega nach eigenen Angaben von der Konkurrenz abheben: Man wolle zeigen, dass man die Herausforderungen und Chancen des Berufs verstanden habe, hieß es.

Außerdem will der Hersteller die Apotheke nutzen, um neue Produkte und Strategien testen zu können, bevor sie in größerem Umfang auf den Markt gebracht werden. „Nie zuvor konnten Produkt-und Service-Tests in einer echten Apotheken-Umgebung durchgeführt werden“, sagt der britische Omega-Chef Neil Lister. Bislang hätten Pharma- und Konsumgüterhersteller vor allem in virtuelle Geschäftsräume investiert.

Die Warman-Freed-Apotheke gibt es seit den frühen 50er-Jahren und gehörte bislang der Familie des gleichnamigen Firmengründers. Insgesamt arbeiten 30 Mitarbeiter in der Offizin und dem angeschlossenen Versandhandel.

Omega gehört nach eigenen Angaben in Großbritannien zu den am schnellsten wachsenden OTC-Anbietern. Mit einem Umsatz von 127 Millionen Britischen Pfund hat der Hersteller zuletzt Bayer von Rang 4 verdrängt.