Medizinalhanf

Großbritannien: Cannabis auf Rezept

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Berlin -

Im Schnelldurchlauf hat Großbritannien mit einer Gesetzesänderung die Nutzung von Marihuana zu medizinischen Zwecken legalisiert. Ab 1. November sind Cannabisblüten und -präparate verschreibungsfähig.

Der Gesetzesänderung gingen großangelegte Kampagnen für eine Legalisierung zur medizinischen Nutzung voraus. Insbesondere der Fall des 12-jährigen irischen Jungen Billy Caldwell, der an einer seltenen Form von Epilepsie leidet, erhielt im Frühjahr und Sommer größere mediale Aufmerksamkeit. Er hatte wegen seiner Krankheit eine Ausnahmegenehmigung zum Marihuanabesitz. Am Flughafen Heathrow nahm ihm die Polizei das Cannabis aber trotz der Genehmigung ab. Sein Kampf gegen bürokratische Windmühlen drehte die öffentliche Meinung zugunsten einer Neuregelung.

„Die jüngsten Fälle kranker Kinder haben mir klar gemacht, dass unsere bisherige Haltung zu medizinischen Cannabis-Produkten nicht ausreichend ist“, so der britische Innenminister Sajid Javid. Die konservative britische Regierung ordnete daraufhin eine Überprüfung der möglichen Legalisierungsoptionen durch den Beirat für Arzneimittelmissbrauch (Advisory Council on the Misuse of Drugs, ACMD) an. Das beratende Gremium erstellt Gutachten zur Einstufung von Arzneimitteln und Drogen und kam zum Schluss, dass es Beweise für den medizinischen Nutzen einiger Cannabis-Produkte bei bestimmte Indikationen gibt und diese deshalb von der Liste psychoaktiver Substanzen ohne therapeutischen Nutzen genommen werden sollten.

Gleichzeitig sprach sich das Beratergremium aber für strenge Sicherheits- und Qualitätsstandards aus: So müssen der THC- und CBD-Gehalt der Produkte in Milligramm genau angegeben und die Einnahmeart auf dem Rezept festgeschrieben sein. Außerdem dürfen nur Fachärzte Cannabis-Präparate verschreiben. Bei welchen Indikationen sie das dürfen, wurde hingegen offengelassen.

Die britischen Fachärztekammern sollen nun Verordnungsanleitungen erarbeiten, das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) – das britische Pendant zum deutschen IQWiG – soll bis Oktober 2019 Leitlinien für die Cannabis-Anwendung verfassen. Einer – ebenfalls von vielen Briten geforderten – kompletten Legalisierung von Cannabis wie in Kanada, Uruguay oder den meisten US-Staaten erteilte die Regierung jedoch postwendend eine Absage. Die jetzige Gesetzesänderung „wird Patienten mit außerordentlichen klinischen Bedürfnissen helfen, ist aber auf keinen Fall ein erster Schritt zur Legalisierung von Cannabis als Genussmittel“, so Innenminister Javid.

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