Corona-Krise

Großbritannien: Bereits 10.000 Infizierte?

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Berlin -

In Großbritannien haben sich nach Einschätzung von Medizinern bereits bis zu 10.000 Menschen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 angesteckt. Angesichts dieser Lage gibt es starke Kritik am Krisenmanagement der Regierung. In Italien gibt es derweil Hilfe aus China.

Der frühere Gesundheitsminister Jeremy Hunt zeigte sich „überrascht und besorgt“, dass Großbritannien nicht schneller handele und zum Beispiel Großveranstaltungen verbiete. Dies sei ein äußerst kritischer Zeitpunkt, sagte der Vorsitzende des Gesundheitskomitees im Unterhaus am Donnerstagabend in einem Interview des Senders Channel 4.

Premierminister Boris Johnson hatte zuvor angesichts der von Regierungsberatern präsentierten Schätzungen von der „schlimmsten Gesundheitskrise in einer Generation“ gesprochen. Viele Familien würden Angehörige frühzeitig verlieren. Trotzdem seien Maßnahmen wie Schulschließungen noch nicht angebracht: „Die gefährlichste Situation ist nicht jetzt, sondern in einigen Wochen.“ Menschen mit Husten oder Fieber sollten sich aber eine Woche lang zu Hause selbst isolieren.

In Großbritannien ist die Sorge besonders groß, weil das staatliche Gesundheitssystem NHS (National Health System) als chronisch überlastet und marode gilt. Die Parlamentarierin Rosena Allin-Khan von der oppositionellen Labour-Partei berichtete, dass es noch nicht einmal genügend Schutzkleidung für Mediziner gebe. Auch Allin-Khan arbeitet als Ärztin in der Notaufnahme. In Großbritannien sind bislang mehrere Hundert Menschen positiv auf das Virus getestet worden. Mindestens zehn starben an der Lungenkrankheit Covid-19.

Italien bekommt derweil dringend benötigte Schutzmasken und Beatmungsgeräte aus China. Die Volksrepublik selbst ist schwer vom Virus Sars-CoV-2 gezeichnet. In der Nacht zu Freitag landete ein chinesisches Frachtflugzeug mit medizinischen Hilfsgütern und Experten in Rom. Außenminister Luigi Di Magio bedankte sich in einem Video noch gegen Mitternacht auf Facebook ausdrücklich für diese Form der „Solidarität“, wie er sagte.

Italien ist in Europa das am heftigsten von der Pandemie getroffene Land. Die Krankenhäuser im Norden arbeiten an den Grenzen ihrer Kapazität. Rom hatte das Ausland um Hilfe gebeten. Unter anderem Deutschland und Frankreich haben jedoch die Ausfuhr von Schutzmasken gestoppt.

Di Maio sagte, Peking habe auch Mediziner und andere Corona-Experten geschickt, um die Italiener zu unterstützen. Er zeigte auf einem Schirm Filmbilder, wie die Güter am Flugplatz entladen werden. Nach Agenturberichten kamen mit der Maschine am späten Donnerstagabend Dutzende Beatmungsgeräte und Tausende Gesichtsmasken aus Shanghai. Es sei eine Lieferung des Roten Kreuzes aus China. „Wir sind nicht allein. Es gibt Menschen in der Welt, die Italien helfen wollen“, sagte Di Maio. Auch andere Staaten hätten Unterstützung angeboten.

In Italien stieg die Zahl der Infizierten bis Donnerstag sprunghaft auf mehr als 15.000, mehr als 1000 Menschen starben. Die Bedeutung von Zusammenarbeit in der Europäischen Union in der Corona-Krise wird in Italien von der Politik ausdrücklich betont.

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