Ein Zusammenschluss britischer Apotheker will Co-operative Pharmacy, die drittgrößte Apothekenkette des Landes, kaufen. Das berichten britische Medien. Die Apotheker hätten bereits 40 Millionen Pfund (rund 48,6 Millionen Euro) zusammen und wollten insgesamt 60 Millionen Pfund (rund 72,9 Millionen Euro) aufbringen. Die Co-operative Gruppe (Co-op) hat bekanntgegeben, ab dieser Summe über den Verkauf ihrer rund 750 Filialen zu verhandeln. Noch ist die Veräußerung nicht beschlossen.
Allerdings braucht Co-op dringend Geld: Der kommissarische Geschäftsführer Richard Pennycook hatte für das Jahr 2013 Verluste von insgesamt 3 Milliarden Euro ausgewiesen. Der größte Teil der Einbußen stamme aus der Co-operative Bank. In ungewöhnlich deutlich Worten sagte Pennycook der BBC, diese Ergebnisse seien „ein Desaster“ und „die schlechtesten in der 150-jährigen Geschichte“ des Unternehmens.
Neben den 750 Apotheken erwägt Co-op auch den Verkauf seiner 15 Gemüsefarmen. Die Gruppe betreibt zudem Supermärkte und Elektronikgeschäfte und ist als Reiseveranstalter, Versicherer und Immobilienmakler aktiv. Insgesamt gehören 4800 Geschäfte zur Gruppe. Mehr als sieben Millionen Verbraucher sind Mitglied bei The Co-operative Group.
Die Apothekeninhaber und -mitarbeiter nehmen den Berichten zufolge für den Kauf Summen in jeder Höhe entgegen. Alle Investoren aus dem Gesundheitsbereich seien willkommen. Die durchschnittliche Geldsumme liegt derzeit bei rund 24.000 Euro. Der Organisator des Zusammenschlusses, Kulvinder Chaggar, steht zudem in Kontakt mit zwei Investmentbanken, die bei der Finanzierung des Kaufs helfen könnten.
Die Apotheker betrachten den Kauf als solide Investition. Zwar bekäme nicht jeder beteiligte Pharmazeut automatisch einen Job bei der Kette, er wäre aber an künftigen Unternehmensentscheidungen beteiligt. Derzeit sind rund 6500 Mitarbeiter in den Co-op-Apotheken beschäftigt. Die Apotheken kommen auf einen Umsatz von 764 Millionen Britischen Pfund und einen Gewinn von 28 Millionen Pfund.
In Großbritannien leiden viele Apotheken unter der Konkurrenz durch Supermärkte wie Tesco und Sainsbury, die OTC-Produkte oft günstiger anbieten können. Zudem drücken die Reformen des staatlichen Gesundheitssystems (NHS) die Gewinnmargen der Apotheker und setzen Anreize, eher Generika als Markenprodukte zu verkaufen.
Einem Bericht zufolge könnte auch Tesco versuchen, die Co-op-Filialen zu schlucken. Das würde jedoch möglicherweise das Kartellamt auf den Plan rufen. Die Apotheker könnten zudem Konkurrenz aus Übersee bekommen: Einem britischen Wirtschaftsanalysten zufolge interessieren sich auch der US-Konzern CVS sowie die kanadische Apotheken- und Drogeriekette Shoppers Drug Mart für den Kauf.
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