Die britische Apothekergewerkschaft PDAU streitet vor Gericht mit der Apothekenkette Boots. Es geht um die formelle Anerkennung der PDAU als Tarifpartner. Boots pocht dagegen auf die konzerneigene Mitarbeitervertretung Boots Pharmacists Association (BPA).
Laut PDAU unternimmt Boots erhebliche Anstrengungen, Apotheker von der Ausübung ihrer Rechte abzuhalten und selbst über Bezahlung, Stunden- und Feiertagsregelungen zu verhandeln. Boots habe allen Partner-Apothekern geschrieben, lieber direkt mit den Apothekern reden und ihre Ansichten hören zu wollen. Kontakt zur BPA sei bereits aufgebaut.
Die PDAU kritisiert aber, dass die Kette die Apotheker in der heutigen Konstellation aus Entscheidungen ausgrenze. So habe Boots einseitig Sonderzahlungen für Sonntagsarbeit ohne vorherige Gespräche oder Verhandlungen gekürzt. „Dieses Vorgehen war laut Arbeitsgericht rechtswidrig“, so die PDAU.
Zudem sei von den Mitarbeitern verlangt worden, nicht zugelassene E-Zigaretten zu verkaufen, obwohl die Leitlinien des britischen Berufsverbands und der Apothekerkammer dagegen gesprochen hätten. Auch hier sei die BPA umgangen worden.
„Dies zeigt, warum Apotheker eine starke konzernunabhängige Vertretung brauchen“, so die PDAU. „Apotheker, die gesetzlich für die Sicherheit der Patienten verantwortlich sind, brauchen unabhängige und professionelle Unterstützung beim Umgang mit einem Unternehmen, dessen primäres Ziel es ist, Gewinne zu machen.“ Die berufliche Unabhängigkeit und damit die Sicherheit der Patienten müsse geschützt werden.
Das Anliegen sei mit Blick auf den US-Konzern und Gewerkschaftsgegner Walgreens umso dringlicher: Der Konzern hat 2015 die Option, die volle Kontrolle über Boots zu übernehmen. „Wir glauben, dass der Auftritt der neuen amerikanischen Besitzer den Schutz solcher Rechte wichtiger als je zuvor macht“, so die PDAU.
Eine gesetzliche Anerkennungsvereinbarung der PDAU für die Verhandlungen werde eine wirksame Vertretung schaffen, so die Gewerkschaft. Boots wäre demnach verpflichtet, über Lippenbekenntnisse hinauszugehen.
Einem Rat des zuständigen Richters zufolge soll die PDAU den Obersten Gerichtshof bitten, das derzeitige britische Recht als unvereinbar mit den europäischen Menschenrechtsvorschriften zu erklären. In diesem Fall müsste das Parlament eine Gesetzesänderung vornehmen.
Auch die deutsche Apothekengewerkschaft Adexa unterstützt das Anliegen der britischen Schwester-Organisation. Die Quintessenz daraus sei: „Es ist sinnvoll, am deutschen Fremdbesitzverbot festzuhalten.“
Die PDA steht für „The Pharmacists’ Defence Association”. Die Organisation mit dem Gewerkschaftsableger „The PDA Union” (PDAU) wurde 2003 gegründet und hat nach eigenen Angaben 22.000 Mitglieder. Die PDA Union vertritt Apotheker in Großbritannien und Nordirland. Auslöser für die Gründung war seinerzeit ein Gerichtsverfahren um zwei junge angestellte Boots-Apotheker.
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