Großbritannien

Apotheker stellen Blutdruck ein Benjamin Rohrer, 21.06.2013 15:11 Uhr

Apotheker als Ärzte: Eine Gruppe von Apothekern aus London wurden für die eigenständige Behandlung von Blutdruck-Patienten ausgezeichnet. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

In Großbritanniens Gesundheitssystem wird das Geld immer knapper. Weil zudem die Arztpraxen oftmals überlaufen sind, bekommen Pharmazeuten immer mehr Aufgaben übertragen. Eine Gruppe unabhängiger Pharmazeuten aus Süd-London hat nun für die eigenständige Einstellung von 336 Hypertonie-Patienten eine Auszeichnung der Apothekerkammer gewonnen. Auch der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) war beteiligt.

Der NHS hatte während der sechsmonatigen Testphase sieben auf Herzkrankheiten spezialisierte Gesundheitszentren beauftragt, Patienten mit Hypertonie an unabhängige Apotheken zu überweisen. Teilnehmen durften alle Apotheker in Süd-London, die Fortbildungen im Bereich Medikationsmanagement und Compliance durchgeführt hatten.

Das Projekt wurde von mehreren Pharmazieprofessoren, NHS-Mitarbeitern, Krankenhausapothekern und Ärzten betreut. Ziel war es nachzuweisen, dass Blutdruck-Patienten von Apothekern sicher und nachhaltig eingestellt werden und dass somit das kardiovaskuläre Risiko gesenkt werden kann.

Rund 70 Prozent der Patienten stellten sich in den Apotheken mit einem unkontrollierten Blutdruck von über 140/90mmHg vor – obwohl sie in ärztlicher Behandlung waren. Weitere 28 Prozent waren kurz zuvor eingestellt worden und benötigten Beratung während der ersten Medikationsphase. Die restlichen Patienten hatten länger als neun Monate keine Messung an sich vornehmen lassen und mussten gegebenenfalls eingestellt werden.

Während der Studie mussten die Apotheker insgesamt 146 Mal intervenieren: die Dosierung ändern, ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe auswählen, Patienten komplett neu einstellen oder Medikamente absetzen, weil diese nicht toleriert wurden.

In acht von zehn Fällen konnte der Blutdruck nach der Intervention auf unter 150/90mmHg gesenkt werden. 56 Prozent der Patienten, bei denen der Pharmazeut eingreifen musste, erreichten sogar eine optimale Einstellung auf unter 140/90mmHg.

Die teilnehmenden Apotheker und das wissenschaftliche Betreuer-Team erhielten dafür den „Pharmaceutical Care Award“ der Royal Pharmaceutical Society.