Griechenland

„Die Apotheken werden zu sein“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 14.07.2015 11:16 Uhr

Athen - 

Die vom Euro-Gipfel vorgeschlagene Liberalisierung des griechischen Apothekenmarktes stößt auf Kritik: Aus Protest gegen die Pläne wollen die griechischen Apotheker am Mittwoch für 24 Stunden streiken. Ihre Gewerkschaft wendet sich gegen die geplante Liberalisierung des Marktes, bei der rezeptfreie Medikamente in Supermärkten verkauft werden sollen.

Zudem sollen Supermärkte die Erlaubnis erhalten, Apotheken in ihren Räumlichkeiten eröffnen dürfen. „Das werden wir nicht erlauben. Am Mittwoch werden die Apotheken zu sein“, sagte der Präsident des Apothekerverbandes, Kostas Lourantos, im griechischen Rundfunk.

Nach langen Verhandlungen haben sich die 19 Euro-Länder gestern auf ein Reformpaket für Griechenland geeinigt. In der Abschlusserklärung wurde die Reform des Fremdbesitzverbots für Apotheken sowie eine Lockerung des Verkaufs von OTC-Produkten außerhalb der Offizin skizziert. Wenn das griechische Parlament alle Verpflichtungen gebilligt hat, können die Verhandlungen über ein Rettungspaket beginnen. Details zum Zeitplan nannten die Euro-Länder nicht.

Die Troika hatte im griechischen Apothekenwesen bereits im Frühjahr 2014 Effizienzreserven entdeckt und die Regierung zu einer weit reichenden Liberalisierung gedrängt. Als Grundlage für die Forderungen dient ein Gutachten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Den Experten zufolge wird auch durch Regelungen wie Fremdbesitzverbot und Apothekenpflicht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gebremst.

Im gleichen Punkt wie Apotheken werden auch das Eigentum von Bäckereien, verkaufsoffene Sonntage, Schlussverkaufs-Perioden sowie die Öffnung bestimmter Berufe wie etwa beim Fährbetrieb genannt.

In ihrer Abschlusserklärung stellen die Euro-Staaten die Linien für ein neues Hilfspaket für Griechenland dar. Diese Einsparungen und Reformen soll Athen leisten, um im Gegenzug neue Finanzhilfe aus dem Euro-Rettungsschirm (ESM) zu erhalten. Die Euro-Länder bezifferen den Finanzbedarf des Landes auf 82 bis 86 Milliarden Euro.

Andere Reformen werden zeitnah eingefordert: Bis zum kommenden Mittwoch sollen Rechtsvorschriften verabschiedet sein, um das Mehrwertsteuersystem zu straffen und die langfristige Tragfähigkeit des Rentensystems zu verbessern. Ehrgeizige Reformen des Rentensystems sollen bis Oktober 2015 durchgeführt werden.