Griechenland

Tabletten, T-Shirts, Tiefkühltruhen

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Berlin -

Von der Zwangsliberalisierung des Apothekenmarktes könnten in Griechenland vor allem Supermärkte profitieren. Denn sie können künftig OTC-Medikamente verkaufen und eigene Apotheken betreiben. Einer der größten und einflussreichsten Einzelhändler des Landes ist Marinopoulos. Die Firmengruppe, die auf eine Apotheke in Athen zurückgeht, steht hinter prominenten Handelsmarken wie Carrefour, GAP, Marks & Spencer und Starbucks – und hinter einer ganzen Reihe deutscher Fertigarzneimittel.

1893 gründet Dimitris Marinopoulos eine Apotheke in Athen. 1962 eröffnet der erste Supermarkt, 20 Jahre später das erste Kosmetikgeschäft. Bei der Expansion setzt die Firmengruppe ab den 1990er Jahren auf bekannte Marken aus Westeuropa: 1990 wird Marinopoulos exklusiver Partner der britischen Kaufhauskette Marks & Spencer (M&S), später folgen Lizenzverträge mit Promodès (1993, Supermärkte), GAP (Mode), Sephora (2001, Kosmetik) und Starbucks (2002, Kaffee).

2005 steigt Marinopoulos als Partner des niederländischen Unternehmens GrandVision in das Brillengeschäft ein – der Europäische Gerichtshof (EUGH) hat gerade den Weg für Optikerketten in Griechenland frei gemacht.

Den wichtigsten Deal zieht die Gruppe 1999 an Land: Mit dem französischen Supermarktriesen Carrefour gründet Marinopoulos ein Gemeinschaftsunternehmen, das innerhalb von zwei Jahren zum führenden Einzelhändler des Landes aufsteigt. Zehn Jahre später gehören rund 530 Filialen zu der Kette, die einen Bruttoumsatz von 2,5 Milliarden Euro macht.

Offenbar sind die Griechen für ihre ausländischen Franchisegeber verlässliche Partner: Im Jahr 2000 wird die Partnerschaft mit M&S nicht nur auf andere Balkanländer ausgeweitet, sondern auch auf Österreich und die Schweiz. Ab 2003 führt Marinopoulos auch Starbucks in den Alpenländern ein, 2007 in Rumänien.

Carrefour geht 2005 nach Zypern, 2007 nach Bulgarien, 2011 in weitere Balkanländer. Ein Jahr später allerdings steigen die Franzosen wegen der Finanzkrise aus, überlassen ihrem Partner aber weiter die Nutzungsrechte für die Marke in den bestehenden Märkten. Marinopoulos übernimmt die Anteile für rund 220 Millionen Euro und investiert noch einmal 350 Millionen Euro in das Unternehmen.

Aus anderen Projekten steigen die Griechen aus: 2008 endet die Zusammenarbeit mit GAP, 2011 die Gemeinschaftsprojekte mit GrandVision sowie Starbucks in Österreich und der Schweiz.

Parallel zum Einzelhandelsgeschäft baut Marinopoulos eine Pharmasparte auf. Bereits 1949 gegründet, expandiert der zur Gruppe gehördende Lohnhersteller Famar ab der Jahrtausendwende ins Ausland. Quasi im Jahrestakt werden Fabriken gekauft – das Unternehmen profitiert vom Auslagerungstrend, der die Pharmabranche erfasst hat.

In Mailand wird ein Werk von SmithKline Beecham übernommen (2000), in Orléans je eines von Sandoz (2001) und McNeil (2009), in Saint-Remy-sur-Avre ein Standort von Abbott (2007). Gleich mehrere Produktionsanlagen verkauft Sanofi-Aventis an die Griechen: L'Aigle (2002), St. Genis Laval (2004) und Madrid (2011). In der spanischen Hauptstadt wird innerhalb eines Jahres eine Sterilherstelllung aufgebaut.

Heute hat Famar elf Standorte in Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien und in den Niederlanden. Dazu kommen drei Verpackungslinien und ein Forschungszentrum. Hergestellt werden feste, flüssige und halbfeste Arzneiformen sowie Sprays. Mit einem Ausstoß von mehr 700 Millionen Packungen pro Jahr und 145 Kunden zählt Famar zu den führenden Lohnherstelllern in Europa. Für 2011 wies das Unternehmen einen Umsatz von rund 420 Millionen Euro sowie 3560 Vollzeitbeschäftigte aus.

Auch deutsche Medikamente kommen aus den Fabriken. Zu den Auftraggebern gehören ehemalige Besitzer wie Abbott (Klacid, Afonilum), GSK (Alli, NiQuitin, Formigran), McNeil (Olynth, Livocab, Hexoral, Microlax) und Sanofi (Clexane, Tiapridex, Arilex).

Doch auch andere Hersteller wie Boehringer (Mucosolvan), Madaus (Zymafluor), Merck (Glucophage), Pfizer (Sab simplex), und Reckitt Benckiser (Nurofen) sind Kunden, genauso wie Generikafirmen wie Actavis, Aliud/Stada und Hexal/Sandoz. Ratiopharm lässt sein Sildenafil-Generikum bei Famar produzieren.

Die Unternehmensgruppe, die, vermutlich aus steuerlichen Gründen, in Luxemburg und Zypern zu Hause ist, wird heute von vier Cousins in dritter Generation geführt: Leonidas D., Stefanos J., Panos J. und Panos D. Marinopoulos. Letzterer hat sogar Pharmazie in Athen studiert – beste Voraussetzungen also, um die neuen Chancen zu nutzen.

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