In Griechenland werden OTC-Produkte bislang ausschließlich über Apotheken vertrieben. Die Troika will das ändern und auch Supermärkte zu Verkaufspunkten machen. Die griechische Regierungspartei Syriza hatte versprochen, diese geforderte Liberalisierung nicht umzusetzen. Doch nun tauchte in der Reformvorlage an die Troika genau dieses Liberalisierungsversprechen auf. Die Apotheker traten daraufhin in einen eintägigen Streik. Die Regierung zeigt sich gesprächsbereit – ist aber auch Zwängen ausgesetzt.
Bis auf wenige Ausnahmen für die Notversorgung waren alle Apotheken im Land an dem Warnstreik beteiligt, teilte der griechische Apothekerverband (PFS) mit. „Keine einzige Tablette im Supermarkt“, so lautet der Standpunkt des Verbands. Medikamente seien kein Konsumprodukt und über ihren Vertrieb sollte nur vor dem Hintergrund des Patientenwohls entschieden werden, so der PFS weiter. Fachkundige Beratung könne nur ein Apotheker leisten.
PFS und Gesundheitsminister Panagiotis Kouroumpli waren sich nach einem Gespräch am Streiktag einig: Es liege im öffentlichen Interesse, dass OTC-Medikamente ausschließlich in Apotheken abgegeben werden. Alle Datenerhebungen und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützten diese Ansicht, so der Minister.
Doch Kouroumpli wies auch darauf hin, dass er in der Angelegenheit nicht frei entscheiden könne, denn die Liberalisierung des Arzneimittelverkaufs sei eine Forderung der EU-Geldgeber. Diese würden sich davon mehr Wettbewerb und günstigere Medikamentenpreise versprechen.
Der PFS weist dieses Arguments zurück. Griechenland habe die höchste Apothekendichte Europas, heißt es. Eine Apotheke versorge knapp 1000 Einwohner. In Deutschland liegt diese Zahl bei etwa 3800 Personen. Somit herrsche zwischen den griechischen Apotheken bereits genug Wettbewerb, so der Verband.
Bereits seit Jahren sind die griechischen Pharmazeuten im Ausnahmezustand: Finanzielle Einschnitte und Verzögerungen bei der Erstattung haben sie seit 2010 immer wieder auf die Straße getrieben. Da die Krankenkassen laut PFS mit der Erstattung von Arzneimittelkosten bereits fünf Monate im Rückstand sind, stehen viele Apotheken kurz vor dem finanziellen Aus. Im vergangenen Jahr hätten bereits mehr als 1000 der ehemals knapp 11.500 Apotheken schließen müssen. Wenn nun Supermärkte OTC-Produkte anbieten, würden Apotheker eine direkte Einnahmequelle verlieren.
Kouroumpli zufolge würden auch im Falle der Liberalisierung nur bestimmte OTC-Arzneimittel unter Auflagen zu Dosierung und Menge freiverkäuflich sein. Er wolle aber eng mit dem PFS zusammenarbeiten, um den Standpunkt des Verbands gegenüber Griechenlands Geldgebern überzeugend zu vertreten. Der Apothekerverband wird am Samstag eine Generalversammlung abhalten, in der die Freiverkäuflichkeit der OTC-Medikamente diskutiert werden soll.
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