Griechenland

Apotheker streiken gegen Rentenreform Maria Hendrischke, 28.01.2016 12:50 Uhr

Berlin - 

Für die Apotheker in Griechenland kommt es immer schlimmer. Nicht nur, dass das Fremdbesitzverbot aufgehoben wurde. Nun soll der Berufsstand bis zu 70 Prozent des Einkommens an den Staat zahlen. Zugleich werden die Renten massiv gekürzt. Der griechische Apothekerverband hat seine Mitglieder zum Streik aufgerufen. Am 4. Februar sollen die Apotheken geschlossen bleiben.

Die Apotheker hatten bei einem Treffen von insgesamt 22 Verbänden am 22. Januar entschieden, an dem 24-stündigen Generalstreik teilzunehmen. Die geplanten Sozialabgaben seien sowohl für die Industrie als auch die griechische Gesellschaft ein wichtiges Thema und könnten „irreparablen Schaden“ anrichten, schrieb Verbandspräsident Konstantinos Lourantos an die Apotheker. Am Streik beteiligen sich auch andere Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich, darunter Ärzte, Physiotherapeuten und Diätassistenten. Die größten Gewerkschaften des staatlichen und privaten Sektors haben ebenfalls dazu aufgerufen, am 4. Februar die Arbeit niederzulegen.

Die Rentenreform sieht unter anderem vor, Pensionen in Höhe von mehr als 750 Euro um 15 bis zu 35 Prozent zu kürzen. Freischaffende werden zur Kasse gebeten: Laut neuem Gesetz müssen sie bis zu 70 Prozent ihres Einkommens für Renten- und Krankenkassenbeiträge sowie als Steuern zahlen. Aus Sicht der Verbände werden Apotheker, Ärzte, Rechtsanwälte und Notare „ruiniert“.

Der Präsident des Apothekerverbands der Region Thiva, Seraphim Zikas, fordert, sämtliche Steuern und Abgaben für Freiberufler auf 40 bis 45 Prozent des Einkommens zu beschränken. Das ermögliche es, weiterhin Kredite abzubezahlen, die Apotheke zu führen und einen minimalen Lebensstandard zu halten.

Heute gehen in Griechenland andere Berufsgruppen landesweit gegen die Reform des Rentensystems und die Steuererhöhungen auf die Straße. Bereits am Vortag hatte die Streik und Protestwelle das Land fest im Griff: Etwa 10.000 Bauern blockierten mit ihren Treckern Medienberichten zufolge landesweit wichtige Straßenverbindungen und Grenzübergänge. Auch Grenzübergänge nach Bulgarien und Mazedonien sowie zur Türkei wurden vorübergehend gesperrt.

Die großen Wochenmärkte in Athen wurden von den Bauern am Mittwoch nicht beliefert; das wenige Obst und Gemüse, das die Händler vorrätig hatten, verschenkten sie an die Bürger. Auch die Fähren sind in den Ausstand getreten, was besonders die kleinen Inseln ohne Flughäfen beeinträchtigt. Dort kommen täglich Flüchtlinge an, die bei einem Fährstreik auf den Inseln festsitzen.

Am Dienstagabend wurde im Parlament das neue Reformprogramm debattiert. Eine Abstimmung ist aber noch nicht geplant, denn die Rentenreform muss zuerst von den Gläubigern Griechenlands genehmigt werden.Tsipras hat wiederholt erklärt, wenn diese Rentenreform nicht in die Tat umgesetzt wird, dann könne Griechenland spätestens in fünf Jahren keine Renten mehr zahlen. Die Rentenreform ist zudem Voraussetzung für weitere Finanzhilfen.