Griechenland

Apotheker streiken gegen Ketten

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Berlin -

Bis zuletzt hatten es die griechischen Apotheker nicht wahrhaben wollen – jetzt wird der Markt liberalisiert. Am Wochenende stellte Gesundheitsminister Andreas Xanthos seinen Gesetzentwurf vor, mit dem Fremd- und Mehrbesitzverbot aufgehoben und bestimmte OTC-Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen werden. Die Apotheker sind seit Montagmorgen in den Streik getreten.

Xanthos reagiert mit seinem Vorschlag auf die Forderungen der Troika, die bereits seit 2010 auf eine Liberalisierung des Apothekenmarktes drängt. Ende März 2014 winkte das Parlament in Athen in einer nächtlichen Sitzung mit knapper Mehrheit ein entsprechendes Reformpaket durch. Doch dann lag die Reform auf Eis, auch wegen der Wahlen.

Jetzt ist das Thema wieder auf der Tagesordnung. Neben dem Fremd- und Mehrbesitzverbot soll nach dem aktuellen Vorschlag auch die Bedarfsplanung komplett gestrichen werden. Zur Begründung heißt es, eine Apotheke sei auch nur ein Unternehmen – daher sei es nicht notwendig, dass ein Pharmazeut der Inhaber sei. Einzige Bedingung ist, dass der Apothekerleiter mindestens 20 Prozent der Anteile hält. Außerdem soll es eine Liste von etwa 70 OTC-Präparaten geben, die nach in Kraft treten der Reform auch außerhalb der Apotheke zu bekommen sein sollen.

Der Apothekerverband rief seine Mitglieder daraufhin zum Streik auf. Ab heute sollen alle Apotheken zum Protest gegen den Gesetzentwurf auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. Erst wenn es eine zufriedenstellende Entscheidung der Regierung gibt, soll der Streik beendet werden. Aktuell sind lediglich Notfallapotheken geöffnet.

Die Apotheker kritisieren die Pläne als kontraproduktiv, da bereits heute die Apothekendichte so hoch sei wie sonst nirgends in Europa. Die Entlassung von OTC-Präparaten aus der Apothekenpflicht könnte viele Kollegen in den Ruin treiben, da dies die letzte Warengruppe sei, die den Apothekern sofort Geld bringe. Insbesondere kleine Apotheken seien bedroht; Nutznießer seien dann multinationale Konzerne, die so in den Markt kämen.

Als Grundlage für die Forderungen der Troika diente ein Gutachten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Den Experten zufolge wird unter anderem durch Regelungen wie Fremdbesitzverbot und Apothekenpflicht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gebremst.

In Griechenland kamen zuletzt 99 Apotheken auf 100.000 Einwohner, entsprechend 1000 Einwohner pro Apotheke. Zum Vergleich: In Deutschland kommen 25 Apotheken auf 100.000 Einwohner, was 4000 Einwohnern pro Apotheke entspricht. Etwa 1000 Apotheken mussten in Griechenland schon schließen.

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