Finanzkrise

Griechen wollen Tipps zu Apothekenketten Benjamin Rohrer, 05.08.2011 11:27 Uhr

Berlin - 

Griechenlands Gesundheitsminister Andreas Loverdos hat derzeit keinen leichten Job: Um sein Land vor dem finanziellen Ruin zu retten, soll er Einsparungen in Höhe von 20 Prozent des griechischen Bruttoinlandsproduktes vornehmen. Auf der Suche nach Sparmöglichkeiten holen sich die Griechen Rat bei anderen EU-Staaten: In einem Brief an seinen schwedischen Kollegen Göran Hägglund fragt Loverdos nach der Liberalisierung des schwedischen Apothekenmarktes. Ihm sei „nachdrücklich geraten“ worden, ähnliche deregulierende Elemente auch in Griechenland zu implementieren.

Die EU-Kommission etwa hatte Griechenland in einem Auflagenkatalog für Finanzhilfen aufgefordert, die „geschlossenen Berufe“ zu liberalisieren sowie Niederlassungsbeschränkungen zu lockern. Loverdos hatte reagiert und die Bedarfsplanung gelockert. Offenbar plant der griechische Gesundheitsminister jetzt eine tiefgreifendere Liberalisierung des Apothekenmarktes: „Weil ich die Apothekenreform von 2009 sehr interessant finde, würde ich mich über weitere Informationen über die Privatisierung der Apotheken sehr freuen“, schreibt Loverdos seinem schwedischen Kollegen.

Auf die drohende Staatspleite hatte Ministerpräsident Giorgos Papandreou bereits vor einem Jahr mit einer Kürzung der Apothekenmarge reagiert. Loverdos vermutet weitere Sparpotentiale: „Wie hoch waren und sind die Gewinne der Apotheker und Großhändler vor und nach der Reform“, fragt er die Schweden.


Auch für die Marktaufteilung zwischen großen Fremdinvestoren und unabhängigen Apotheken interessiert sich der griechische Gesundheitsminister: „Wer hat die Apotheken des ehemaligen Staatsbetriebes Apoteket gekauft? Nur Konzerne oder auch individuelle Investoren?“ Schließlich will er von seinem Kollegen wissen, welche Auswirkungen die Deregulierung auf die Versorgungsqualität hatte: „Wie viele Apotheken gibt es inzwischen? Wie ist das Verhältnis Apotheke/Einwohner?“

Aus dem Brief geht hervor, dass Loverdos noch viel weitreichendere Einschnitte im Gesundheitssektor plant: So sei geplant, das gesamte staatliche Gesundheitswesen „in einem einzigen Organismus“ zusammen zu fassen. Konkreter wird er in diesem Punkt nicht. Durch den Zusammenschluss der staatlichen Kliniken sollen weitere Milliarden eingespart werden.

In Griechenland macht der Anteil der Arzneimittel an den Gesundheitsausgaben fast 25 Prozent aus. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Wert bei rund 16 Prozent. Große Einsparungen erhofft sich Loverdos durch die „Absenkung der Arzneimittelausgaben auf EU-Niveau“. Loverdos will über die schwedischen Regeln bei der Abgabe von Generika mehr erfahren. Nach seiner Kenntnis hätten diese „feine Resultate in der Kostensenkung eingebracht“.