Zu wenige Laborplätze

Graz: Virtuelle Labors für Pharmaziestudenten?

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Berlin -

Für Pharmaziestudenten an der Karl-Franzens-Universität Graz ist ein Laborplatz ein kleines Privileg. Es gibt weit mehr Studierende als Plätze, deswegen werden die nach bestimmten Kriterien vergeben. Doch das stiftet Missgunst. Die Uni sucht nun nach Lösungsmöglichkeiten – unter anderem erwägt sie digitale Labore.

Die Warteschlange wird immer länger und das Problem damit immer akuter: Nur 80 Laborplätze gibt es in Graz, jedes Jahr beginnen aber 315 Studenten das Pharmaziestudium. Und das ist sehr gefragt: Es gibt weit mehr Bewerber als Studienplätze, sodass diese per Aufnahmeverfahren ausgesiebt werden. Die Universität kommt dem hohen Bedarf aber offensichtlich nicht hinterher.

Durch ein weiteres Auswahlverfahren soll seit Jahren die Verteilung der wenigen Laborplätze geregelt werden: Bis vor einem Jahr richtete sich der Rang eines Studenten auf der Warteliste danach, wie viele Lehrveranstaltungen er bereits absolviert hatte. Je länger – beziehungsweise: mehr – man studiert hatte, desto eher kam man auch dran.

Vor einem Jahr jedoch wurde das Vergabesystem reformiert: Nun gilt die bisherige Regel nur noch für 80 Prozent der verfügbaren Plätze. Die restlichen Plätze werden nun nach dem Notendurchschnitt vergeben. Je besser die sind, desto eher kriegt ein Student also einen Laborplatz. Viele Studierende finden genau das unfair. „Ständig wurde uns eingetrichtert, möglichst viele ECTS-Punkte zu sammeln, und sich somit weniger um die Noten zu kümmern“, zitiert die österreichische Kleine Zeitung eine Studentin, die nach eigenen Angaben im fünften Semester ist und noch nie ein Labor von innen gesehen hat. Andere Studenten würden sie nun plötzlich überholen, weil sie bessere Noten haben.

Die zuständige Vizerektorin der Universität, Catherine Walter-Laager, verteidigt die Regelung hingegen: „Die Regeln sind klar und wurden vor zwei Jahren so beschlossen. Es ist daher auch klar, dass es da Studenten gibt, die nicht hineinkommen.“ Ziel der von einer Kommission erarbeiteten Wartelistenreform sei die Leistungsförderung. Dennoch bemühe sie sich intensiv um eine Verbesserung der aktuellen Siutuation.

Doch wie könnte die aussehen? Es würden bereits regelmäßig neue Laborkurse eingeschoben, zitiert die Kleine Zeitung Dekan Karl Lohner und Studiendekanin Ursula Athenstaedt. Die Studierenden hätten aber Verständnis dafür, dass die Schaffung neuer Laborplätze teuer ist – sinnvoller wäre eine stärkere Beschränkung des Zugangs zum Studium. Das wäre schon allein deshalb sinnvoll, weil der Apothekenmarkt in Österreich hoch reguliert sei und nur eine bestimmte Zahl an Arbeitsplätzen zur Verfügung stünden.

Doch das hilft nicht bei der jetzigen Situation. Die Universität hat deshalb nun begonnen, neue Lösungen in Betracht zu ziehen. So werde derzeit erwogen, virtuelle Labore einzuführen. Wenn es keine physischen Plätze gibt, soll dann digitale Ersatzangebote geschaffen werden. Über Simulationen könnten dann online zumindest bestimmte Grundtechniken vermittelt werden. Außerdem hätte das den Vorteil, prinzipiell unbegrenzt ausbaubar zu sein. Bevor allzu hohe Erwartungen beiden Studenten aufkommen, dämpft Dekan Lohner die Hoffnungen jedoch bereits etwas: „Das ist noch weit von der Umsetzung entfernt“, sagt er.

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