Gesundheitsthemen im Wahlkampf dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.12.2007 12:04 Uhr
47 Millionen Menschen, ein Sechstel der US-Bevölkerung, hat keine Krankenversicherung - im reichsten Land der Welt. Eine Versicherung für das Auto ist Pflicht, fürs eigene Wohlergehen nicht. Staatliche Programme gibt es nur für die Ärmsten und die Alten. Angesichts wachsender Konjunktur- und Jobängste hat das Thema bei den Amerikanern wieder höchste Dringlichkeit - und wird im Rennen um das Weiße Haus heiß diskutiert. Laut der Erhebung eines amerikanischen Forschungsinstituts rangiert für US-Bürger die mangelhafte Gesundheitsversorgung als wichtigstes Problem gleich hinter dem Irak auf Platz zwei.
Die Probleme US-Gesundheitswesens sind seit langem bekannt. Doch über Ursachen und Gegenmaßnahmen gehen die Meinungen weit auseinander. Seit der Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt habe es alle 15 Jahre einen Anlauf zu einer Reform gegeben, weiß Henry Aaron vom Brookings-Institut in Washington. „Und alle hatten eins gemein - ihr Scheitern.“ Die meisten Amerikaner sind über den Arbeitgeber krankenversichert. Wer den Job verliert, büßt oft auch den Schutz ein. Dann müssen die häufig horrenden Arzt- und Medikamentenrechnungen entweder aus der eigenen Tasche gezahlt werden - bei schweren Krankheiten manchmal bis zum eigenen Bankrott. Oder man versichert sich auf eigene Faust. Doch wer schon Gesundheitsprobleme hat, muss für eine Privatpolice oft hohe Beiträge zahlen, wenn man überhaupt genommen wird.
In verschiedenen Spielarten sehen die Kandidaten der Demokraten in einer Krankenversicherung, die alle Bürger umfasst, die richtige Medizin. Hillary Clinton und John Edwards treten gar für eine Versicherungspflicht ein. Barack Obama lehnt Zwang ab, will Policen aber durch Eindämmung der explodierenden Kosten im US-Gesundheitswesen erschwinglicher machen. Die Republikaner, sei es Mitt Romney, Rudy Giuliani, Mike Huckabee oder John McCain, wollen von staatlicher Anordnung überhaupt nichts wissen. Sie setzten auf Marktkräfte, um die Kosten zu drücken, oder auch darauf, dass der Schutz stärker als bislang von der Steuer abgesetzt werden kann.