Die Niederlage gegen Donald Trump saß unendlich tief. Monatelang ließ sich Hillary Clinton so gut wie nicht öffentlich blicken, wurde nur beim Wandern und im Theater gesichtet. Jetzt hat sie erstmals wieder öffentlich ein Interview gegeben – und zeigt sich besorgt.
In ihrem ersten öffentlichen Interview seit der verlorenen US-Präsidentschaftswahl im November hat Hillary Clinton eine „gewisse Befriedigung“ über das Scheitern des republikanischen Plans für eine neue Gesundheitsversorgung eingeräumt. Insgesamt empfinde sie aber keine Schadenfreude über die „chaotisch funktionierende“ Trump-Regierung, sagte Clinton einem Journalisten der „New York Times“ bei einem Interview im Rahmen der „Women in the World“-Konferenz. „Ich mache mir große Sorgen.“ Trump sei „offensichtlich nicht gut vorbereitet“ gewesen.
„Die Regierung hat Anlaufschwierigkeiten. Vor allem aber verstehe ich das Bestreben des Weißen Hauses nicht, so viele Menschen zu verletzen“, sagte Clinton. Das vorerst gerichtlich gestoppte Einreiseverbot für sechs mehrheitlich muslimische Länder habe jetzt schon „furchtbare Auswirkungen“ gehabt. Und einige der „Dinge, die aus den Mündern dieser Männer kommen“, seien ungeheuerlich. „Ich hoffe, dass wir bald positive Entwicklungen in unserem Land sehen werden, aber anscheinend dauert das noch etwas.“
In Bezug zur zunächst gescheiterten Gesundheitsreform Trumps sagte Clinton: „Nachdem ich den Republikanern sieben Jahre lang zugehört habe, wie sie „Obamacare“ abschaffen und ersetzen wollen, und dann hatten sie keine Ahnung, was das bedeutet – das hat mir schon eine gewisse Befriedigung gegeben, das gebe ich zu.“
Ihr selbst gehe es „den Umständen entsprechend ziemlich gut“, sagte die 69-jährige Clinton, die in einem silberglänzenden Hosenanzug erschien und vom Publikum immer wieder Jubel und Applaus bekam. Das Ergebnis der Wahl, bei der sie im November gegen den Republikaner Donald Trump verlor, sei für sie aber „verheerend“ gewesen. „Ich musste mich dazu bringen, aus dem Bett zu steigen und lange Spaziergänge im Wald zu machen.“
Den Wahlausgang habe sie mit ihrem Team „immer und immer wieder“ analysiert, sagte Clinton, die derzeit auch an einem Buch darüber schreibt. „Es gibt Dinge, die wir und ich hätten besser machen
können.“ Aber: „Den entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatten die Einmischung von außen und eine Kombination aus dem Brief von FBI-Chef James Comey und Wikileaks.“ Damit bezog sich Clinton zum einen offenbar auf Russland zur Last gelegte Versuche, sich in den US-Wahlkampf eingemischt zu haben. Zum anderen hatte Comey kurz vor der Wahl eine neue Untersuchung von Clintons E-Mails angekündigt. Wikileaks hatte in der heißen Phase des Wahlkampfs im vergangenen Herbst interne E-Mails der Demokratischen Partei veröffentlicht.
Erneut für ein politisches Amt kandidieren will Clinton derzeit nicht. „Ich habe gar keine Pläne. Ich will interessante Dinge machen, andere Menschen unterstützen und Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen.“
Seit der Wahl am 8. November 2016 war Clinton nur sporadisch in der Öffentlichkeit gesehen worden und hatte sich auch nur selten in sozialen Medien zu aktuellen politischen Themen geäußert. Bei der
„Women in the World“-Konferenz, die von Clintons Freundin, der Journalistin Tina Brown gegründet wurde, war die frühere US-Außenministerin schon in früheren Jahren zu Gast gewesen.
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